Freitag, Dezember 01, 2006

James Bond - Casino Royale

Ich bin mit gemischten Gefühlen ins Kino und kam mit gemischten Gefühlen heraus, einerseits trauere ich Pierce Brosnan ein wenig hinterher, widerum bin ich froh, dass es keine dämlichen Actionspielzeuge mehr gibt, die sich aus irgendwelchen Klappen hervortun und sinnlos rumballern und das die Frauen wieder richtige Frauen sind.
Nicht so wie Halle Berry in "Stirb an einem anderen Tag", missglücktes Script, missglückte Besetzung.

Als wirklich fanatischer Fan warf ich mich für die nächtliche Filmpremiere am Donnerstag in Schale: Smoking, Fliege und dann bestellte ich mir an der Bar einen Martini, geschüttelt, nicht gerührt und ich kam mir so gut dabei vor.

Ich erwartete Gewalt und hoffte wirklich Knochen brechen zu sehen. Aber so etwas...

Schon in den ersten beiden Minuten sterben zwei Männer auf grausame Weise und ich muss zugeben, dass es mir gefallen hat, aber dennoch war ich entsetzt, wie rabiat dieser angeblich so schwächliche, weibische Daniel Craig zuschlagen kann.

Casino Royale kann mit viel Brutalität und handgemachter Action überzeugen.

Der Film packte mich vom ersten Moment an, diese Intensität war einfach gewaltig.
Craigs Präsenz füllt den ganzen Film aus, das ist ganz klar sein Film, er beherrscht ihn und jede andere Figur wird zu einer reinen Nebendarstellung, damit es nicht ganz so kahl und roh aussieht.
Er ist kein Gentleman, ganz gewiss nicht, er verkörpert das, was den anderen Bonds seit Connery fehlte: diese unerbittliche Grausamkeit, die man in den Augen sieht, wenn er einen Menschen ermordet.

Die Bösewichter sind nicht rein schematisch und auf Böse getrimmt, in manchen Szenen wirken sie um Längen sympathischer als der Held mit den blutigen Händen, dem es "noch" egal ist, wie er seinen Martini trinkt.
Mads Mikkelsen als Le Chiffre ist einfach eine geniale Besetzung.
Die Bösen sind tief charakterisiert und so weint "Le Chiffre" Blut, weil er eine Störung der Tränenkanäle im linken Auge hat.

James blutet und leidet sich durch den Film und in mehr als nur einer Einstellung bleibt dem Zuschauer die Luft weg.

Allerdings:
Am Ende zieht sich der Film doch ein wenig, als es endlich um das geht, was der Filmtitel verspricht, das Pokerspiel.

Wieder positiv ist, die Liebesgeschichte wird fast gänzlich ohne verkitschte Romantik gezeigt, was sehr erträglich ist, als die Tragödie ihren Höhepunkt erreicht, ist James wieder der eiskalte Schweinehund und doch spürt man seinen Schmerz:

"Die Schlampe ist tot."

Mann, ich glaube ich mache mir ein T-Shirt mit diesem Satz!

Dieser Bond ist der Härteste und Beste...also der Film.

Daniel Craig macht seinen Job gut, aber er ist ein Umbruch, das ist so, als wäre Darth Vader auf einmal iMac-Weiß.
Ich freue mich schon auf den nächsten Film und hoffe, dass sie sich steigern können, über eine erneute Regie von Martin Campbell wäre ich erfreut und wenn wieder Kiefer brechen und Lungen ihren letzten Atemzug ausstoßen werde ich wieder im Kino sitzen und ein Heineken trinken.

Geht ins Kino, wo er noch läuft.
Kauft die DVD, sobald sie draußen ist.

Diesen Film darf niemand verpassen, er verstößt zwar eingefleischte Fans, findet aber Wege und damit ist Bond in das nächste Jahrtausend gerettet, mit ein wenig Anlaufschwierigkeiten, für die Pierce Brosnan wirklich nichts kann.