Montag, November 26, 2007

Meiner derzeitiger Lieblingssong "Anything Goes" stammt von Cole Porter, aus dem gleichnamigen Musical aus dem Jahre 1934. Die populärste Fassung wurde von Mitzi Gaynor gesungen, eine große amerikanische Sängerin und Schauspielerin, die auch als Pin-Up-Model bekannt geworden ist.

Beim erneuten Anschauen von "Indiana Jones und der Tempel des Todes" bin ich auf dieses Lied gestoßen. Allerdings wird es hier auf Mandarin interpretiert, was sehr schön klingt.
Ich bin nicht sicher, ob Kate Capshaw den Track selbst eingesungen hat, ich konnte es nirgends finden, nehme es aber an.

Hier poste ich den Link zum Originaltext aus dem besagten Musical.
Ich mag dieses Lied wirklich sehr, kann es aber nicht ganz begründen. Es wird wohl hauptsächlich daran liegen, dass es das Titellied meines Lieblingsfilms ist.

http://en.wikipedia.org/wiki/Anything_Goes_%28song%29

Mittwoch, Oktober 24, 2007

Musterung

Gestern wurde ich im Kreiswehrersatzamt Kaiserslautern gemustert, ein denkwürdiges Ereignis in meinem Leben, auch wenn ich noch nicht weiß, was mir das Ausfragen, Ausziehen und Abtasten gebracht hat, außer, dass ich jetzt weiß, das meine Haut 2/3 ist und ich keinen Hodenkrebs habe.

Ich habe ja schon mehrere Schreiben von der Bundeswehr bekommen, zum einen, weil ich so dämlich war und die "Infopost" abonnierte, als ich elf war (wegen der Poster) und weil man mich zu meinem 18. Geburtstag für die Musterung vorgemerkt hatte.

Dann kam das Schreiben, das ich gefürchtet hatte, ein hässlich-grauer Umschlag, dick und vollgestopft mit schlecht kopierten Dokumenten, schief und krumm geschnittene Fetzen. Ich will ja das Layout und Design des Schreibens nicht angreifen, aber es sah einfach Scheiße aus.

Allerdings, wäre ein ästhetisch ansprechender Brief in rosigem Umschlag mit einem höflichen, schmeichelnden Wortlaut und leichtem Rosenduft überaus verstörend gewesen. Somit gibt der Musterungsbescheid einem jeden jungen Mann einen ersten Einblick auf die gefühllose, klinische Atmosphäre, die in solch einem Bundeswehramt vorherrscht.
Nix gegen die Leute selbst, die waren alle sehr nett und erschienen mir wie Gefangene, in ihren kalten, spartanischen Zellen/Büros.

Das Kreiswehrersatzamt (welches ich nicht nennen will) liegt in einem alten Stadtteil und die Umgebung ist sicher die Netteste der ganzen Stadt, es ist ruhig und alte Herrenhäuser säumen die Straße. Die Wegbeschreibung erspare ich mir an dieser Stelle ebenfalls.

Ich sprang also aus dem Auto (wurde von meinen Eltern abgesetzt) und hatte keine Schmetterlinge, ich hatte fiese, unruhige Motten im Bauch. Ein wenig nervös lief ich an einem kleinen Fachwerkhaus vorbei, durch das Tor, das an beiden Seiten mit Bundesadler gekennzeichnet war. Man kann es wirklich schwer übersehen, aber es ist auch nicht SO auffällig, wie gesagt, eigentlich eine schöne Lage. Ein paar Schritte den Berg hoch, führt eine Treppe nach links, man trifft auf einen grauen Betonklotz, den die Architekten und Bauherren in den Sechzigern für das Höchste an Baukunst gehalten haben mussten. Rechts davon steht ein hübsches Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende. Der graue Klotz ist alles andere als in Würde gealtert, wie es manchem Mann vergönnt ist, wie etwa Sean Connery. Es ist aber auch nicht vermoost, alles ist sauber und funktionell. Aber nichts ist organisch, angenehm anzuschauen und auch nur im Mindesten menschenfreundlich.
Unter einer Brücke hindurch, die die beiden Gebäude verbindet, geht es wieder eine Treppe hoch, wieder links und dann wieder eine Treppe und dann stand ich vor der Glastür.
Ich konnte hineinsehen, sah in etwa zwanzig Meter Entfernung einen jungen Mann auf einer kargen Holz-und-Stahl-Sitzgruppe. Ich ging hinein und war immer noch etwas aufgeregt, auch von den vielen Stufen.
Ein tuntig wirkender grauhaariger, kleiner Mann mit Kinnbärtchen und magenta-rosa Knautschhemd (was ihn tuntig wirken lässt) schaute mich an, ich sagte: "Guten Morgen."
Und er wisperte leise: "Setzen sie sich."
Es brauchte einen Moment, bis ich realisierte, dass das eine Stimme war, die mir gebot mich zu setzen.
Ich setzte mich hin, mochte ja nicht ungehörig erscheinen und meine Beine waren ja doch etwas weich.
Norman setzte sein typisches Lächeln auf. Ein wenig möchte ich damit meine Unsicherheit kaschieren und bin auch gleich entspannter, ich bin Herr der Situation.

Da ich mir vorgenommen habe, einen Bericht darüber zu schreiben, war ich die ganze Zeit über besonders aufmerksam, was die Eindrücke angeht, ich kann mich an viele Einzelheiten erinnern, so saß an der Seite des Kinnbärtchens ein junger Mann von 23-25 Jahren und empfing Anweisungen von dem Hemdchen. Er wusste nicht, was er tat, er klickte und tippte, aber was er da tat, wusste er nicht.
Ich gab einen Zettel ab, wegen der Fahrtkostenerstattung.
Er erfasste die Daten und ich sah mich um und erfasste die Menschen, die hier herumstromerten. Links von mir stand eine Frau, auch nicht älter als der junge Mann oder ich. Sie lachte und lachte und ausschlaggebend muss wohl ich gewesen sein, denn Hemdchen lachte ebenfalls, wobei der junge Mann im weißen und roten Pullover noch immer nicht wusste, was er tat. Er lachte auch nicht.
Der wispernde Kinnbart muss vergeblich versucht haben, mich noch ein paar Dinge zu fragen, aber ich hatte einen weiteren Zu-Musternden entdeckt und "musterte" ihn, er war geformt wie ein klumpen Teig, zweimal geknetet und auf die Arbeitsfläche geklatscht. Er sah nicht gut aus (Wenn ich das überhaupt beurteilen kann). Er war unförmig dick und alles an ihm sah falsch aus, seine Nase schief, seine Beine... darin möchte ich mich jetzt nicht ergehen, aber ich dachte darüber nach, wie man ihn mustern würde.
Im allgemeinen Gelächter, in das ich einstimmte, nachdem man mir deutlich gemacht hatte, worum es ging, stand ich auf und setzte mich zu dem anderen Wartenden auf die sitzgruppe. Es waren etwa 20 Stühle, im Rechteck aufgestellt, um zwei oder drei niedrige Tische, die voller "Infopost" und sonstiger Anwerbungshefte waren. Ich setzte mich und einen Moment später wurde der andere weggerufen, ich würde ihm noch mehrmals begegnen. Damit hatte ich nicht gerechnet, sonst hätte ich mich vorgestellt.
Die Stühle waren wie der Rest der Anlage, alt und abgenutzt. An beiden Seiten hatten sie Bogen und Haken, an denen man sie aneinanderhängen konnte um eine Kette zu bilden, entweder erschien das keinem sinnvoll oder es funktionierte nicht, denn die Stühle waren nicht miteinander verbunden. Ich tendiere zu zweitem, allein vom Augenmaß her.
Kaum hatte ich angefangen an dem Roman "The Gun Seller" von Hugh Laurie (Ja, genau der von Dr. House) weiterzulesen, da kam schon Oberst Fritz H. ein hemdsärmeliger, dicker, alter Mann in Pulli und Jeans und ich folgte ihm in sein Büro. Ich möchte jetzt nicht schon wieder von der rohen, antiquarischen, geschmacklosen Ausstattung, den kargen Räumen, den kahlen Wänden sprechen... aber ich muss.
Mein Gott, war der Raum trübsinnig, ein L-förmiger Tisch aus der Nachkriegszeit und ein IBM-PC, der nicht viel neuer sein konnte. Sein Röhrenmonitor flimmerte mit maximal 60 Hertz augenfressend vor sich hin und er erzählte mir, dass er jetzt alles im Computer hätte und dennoch meine Daten auf einem Formular VON HAND erfassen müsse, weil der Server im Hauptquartier ausgefallen sei. Also trug er alles was er eintragen musste in kleine Kästchen ein und fragte mich die Frage aller Fragen:
"Wollen sie Zivil- oder Wehrdienst leisten?"
Ich saß auf einem Stuhl, der bei jeder Bewegung knarzte, also immer, es sei denn... Nein, er knarzte immer, ein Dauer-Knarzen.
"Mmh. Ich bin unentschieden. Die Arbeit in einem Altenheim ist nix für mich, das kann ich nicht, alten Leuten die Windeln wechseln und so. Andererseits weiß ich nicht, ob die Bundeswehr das Richtige für mich ist."
Ok, genau so habe ich es nicht gesagt, aber es kommt nah an das heran, was ich wirklich gesagt habe.
Ein wenig Smalltalk über Süßstoffallergien (meine) und dann brachte er mich zu einer Glastür, über eine Brücke ging ich nun in das alte Gebäude und dort sollte ich mich wieder auf ein paar geräuschmachende Holzstühle setzen, ich wartete und las wieder ein paar Seiten des spannenden Comedythrillers, bis eine Ärztin mich hereinbat. Sie erklärte mir kurz das Prozedere, ich zog die Schuhe aus und sie maß meine Körperhöhe, 1,79m (so steht's in meinem Personalausweis, ich hatte gehofft in den letzten vier Jahren noch einen Zentimeter gewachsen zu sein, hat nicht geklappt), danach auf die Waage, die Anzeige pendelte sich bei 101,8 kg ein.
"Für die Urinprobe nehmen sie diesen Becher und dann stellen sie ihn auf ihr Namensschild."
Das ging mir alles etwas schnell. Ich sollte in einen Plastikbecher pinkeln und diesen dann auf ein Tablett stellen, auf dem bereits ein Becher stand. Die Füllhöhe von drei Zentimetern erschien mir ehrfurchtsgebietend.
"Ich war heute morgen schon auf dem Klo, ich weiß nicht, ob ich soviel rausbekomme.", versicherte ich ihr.
Sie meinte nur, dass immer etwas gehe. Ich zweifelte daran, ich werde niemals mehr daran zweifeln, dass ich auf Kommando pissen kann. Ich ging also aufs WC, das nebenan lag und sobald ich das Porzellan sah... das muss eine Konditionierung sein, wie die Ratten in der Skinnerbox.
Naja, auf jeden Fall war der Becher dann schnell halb voll und ich machte schon ein doofes Gesicht, so mit einem weißen Becher Ausscheidungsflüssigkeit, die zudem warm war. Ich stellte den Becher auf das Tablett und war froh, es los zu sein. Ich musste an Howard Hughes denken, kurz zuvor hatte ich seine Biographie gelesen, in der stand, das er die letzen zwanzig Jahre seines Lebens in Einmachgläser urniert hatte und diese auch auf Reisen immer mittransportieren ließ. Ein sehr interessanter und verstörender Mann, dem Liebschaften mit allen Starlets Hollywoods nachgesagt wird (und Stars wie Cary Grant, der viele Jahre lang sein engster Vertrauter und Geliebter war) wer mehr über den Flugpionier, Misanthropen, Filmproduzenten und Politaktivisten erfahren möchte, der Schuld daran ist, dass John Wayne an Krebs starb, der sollte sich das Buch "Das geheime Leben des Howard Hughes" von Charles Higham kaufen. Man findet das Buch sehr häufig in Remittenden-Krusch-Kisten im Supermarkt, dort ist es für knapp 3 Euro ein lohnenswertes Schnäppchen.
Wieder kam ich dazu eine oder auch zwei Seiten im "Waffenhändler" zu lesen. Das Buch ist EXTREM vergriffen und nicht mehr auf Deutsch erhältlich, derzeit geht es bei eBay für fast 500 Euro über den virtuellen Ladentisch. Ich habe mir daher das englische Original gekauft und gute 490 Euro gespart und zudem mein Englisch damit weiter aufgebessert.
Nächstes Jahr soll eine neue Auflage folgen, mit dem mir unsinnig erscheinenden deutschen Titel "Bockmist", wahrscheinlich weckte der Titel "Waffenhändler" zuviele negative Assoziationen bei den Verlagsmitarbeitern.
Trottel.
Allemittenander.
Ok, zurück zur nächsten Abteilung.

Eine jüngere Ärztin huschte mehrmals vorbei und zu ihr kam ich dann auch um meine sensorischen Fähigkeiten messen zu lassen, Sehen und Hören. Ich verstand es als Wettstreit und bemühte mich echt so schnell wie möglich auf die Signale zu reagieren, die sie mir mit dreißig Jahre alten, roten Kopfhörern vorspielte. Die technische Ausstattung erinnerte mich an die Station "Die Perle" aus "Lost".
Gruselig.
Hier habe ich gut abgeschnitten.
Wieder eine kurze Wartepause und diesmal erhielt ich einen Anruf von Arbeit, ich konnte nicht laut sprechen, da das alte Gewölbe im Gang schallte wie eine römische Katakombe (ich muss es wissen). Ich kam mir doof vor und fragte mich, was die Anruferin wohl dachte. Wahrscheinlich, dass ich doof BIN, weil ich nur "Ja", "Ja" und "Mmh" sagte und das leise und kurzsilbig, um die Frequenz niedrig zu halten. Zumal ich von den Tests doch ein wenig eingeschüchtert war und mein Handy hätte ausschalten müssen, was mir Schilder an den Wänden mehr als nur einmal klarzumachen versuchten.
Der andere Typ, den ich bereits erwähnt habe, kam aus dem letzten Zimmer, in dem ich noch nicht war und er strahlte, er jubelte:

"Ich bin ausgemustert."
Lakonisch entgegnete ich ihm: "Gratulation."
Er ging, meine Anwesenheit bedeutete ihm nichts, seine mir ebenfalls nicht. so ist das, jaja. Zwei Fremde in einem Raum...
Einen Moment später bat mich ein dunkelhaariger Mann in sein Zimmer, ich trat ein. Ein nahezu quadratischer Raum und dabei sehr hoch, so, dass er fast kubisch war.
Ich stand in einem Würfel und bewunderte die Architektur, was ich auch laut sagte.
Was mir einen Kommentar einbrachte, von wegen: "Wem's gefällt."
Zwei Schreibtische, die über Eck aufgestellt waren. Einer für den Arzt, einer für die Assistentin, die jede Benotung und Bemerkung des Arztes in ihrem Computer protokolliert.
Die Assistentin kam mir bekannt vor, ihre Haut... war es Sonnenbräune? Wer weiß, sie hatte auf jeden Fall einen Stecker in der Oberlippe, von mir aus gesehen rechts.
Meine Erinnerung ist längst nicht mehr so frisch, ich weiß nicht mehr, was als erstes geschah. Irgendwann trat er von der Liege weg, nachdem er eine Lage Krepppapier über sie gespannt hatte. Ich zog mich zu irgendeinem Zeitpunkt aus und irgendwann beantwortete ich seine Fragen.

Gerade hab ich überlegt und es muss so gewesen sein, dass ich mich zunächst bis auf die Unterhose auszog.
"Stellen sie sich da hin, Beine dicht beisammen.", sagte er und ich weiß nicht einmal mehr, ob er eine Brille trug, zumindest ist mir keine aufgefallen. Wenn, dann war es ein unauffälliges Gestell.
Ich kam mir ein wenig vor wie ein Mastbulle bei der Fleischbeschau.
Er begutachtete zunächst meine Körperhaltung und dann stellte er sich hinter mich und tastete meine Schultern und den Rücken ab, besonderes Augenmerk war auf mein Hohlkreuz gerichtet.
"LWS 3/4", meinte er dazu.
Ich sollte mich nach vorn beugen, zur Seite, zur anderen Seite. Er klopfte einige Nervzentren ab, ob mir dies oder jenes weh

tat. Nichts tat weh. Es war nicht so unangenehm wie es hätte sein können.
Dann bat er, dass ich mich hinlegte, er überprüfte nun die Beweglichkeit der Beine.

Zu einem anderen Zeitpunkt saß ich auf dem Stuhl und er klopfte und drückte meinen Kopf ab, auch hier keine Besonderheiten.
"Zum Abschluss möchte ich noch ihre Hoden untersuchen.", sagte er. "Drehen sie sich ein wenig zu mir."
Ich hätte auch vor der Frau die Hose runtergelassen, wenn er das gewollt hätte, war aber froh, dass ich mich wegdrehen konnte.

Ein kurzer Griff, zweimal sanfter Druck, hey, der Kerl macht das den ganzen Tag. "So, dann können sie sich wieder anziehen."
Ich beeilte mich mit dem Anziehen und vergaß mein Unterhemd, musste das graue Langarm-T-Shirt wieder ausziehen.
Dann kam die Nachbesprechung.
Vor der Untersuchung hatte er mir bereits ein paar Fragen gestellt, was, weiß ich nicht mehr genau.
Jetzt ging es um meine Krankheiten, welche Kinderkrankheiten ich hatte, welche Krankheiten in der Familie, bei meinen Eltern oder Großeltern vorgekommen sind. Psychische Störungen?
Nee, alles super.
Mann, ich kam mir vor wie der Supersoldat. Genau das, was ich nicht wollte!
Keine erbliche Vorbelastung.
Keine schlimmen Sachen.
Natürlich ist das toll, aber ich hatte gehofft ausgemustert zu werden.
Etwa: "T5, tut mir leid, sie sind ein unnützer Bastard. Wir würden sie nicht einmal als Dämmmaterial unserer Leopard-Panzer einsetzen. Genaugenommen würde ich sie nichtmal an die Nachbarhunde verfüttern, die ich gerade hüte."
So wird es wahrscheinlich nicht kommen.
Ist das nun gut oder schlecht?

Im Vorfeld hatte ich panische Angst und machte alle verrückt, meine Vorgesetzten auf Arbeit, meine Ärzte, meine Mutter.
Mich.

Ich berichtete ihm von meinen Knochenbrüchen, Verstauchungen, allen Kram. Alles wurde aufgenommen und jetzt weiß ich, dass ich da einiges getan habe, um besser dazustehen. Ich habe gelacht und gescherzt, habe meine Allergien damit runtergespielt. Die interessierten ihn auch, er meinte aber nur, ich müsse ja keine Erdnüsse essen und Süßstoff sei ein Luxusartikel.
Er schickte mich zum Empfang zurück.

Das Gebäude hätte mir Angst gemacht, wenn es finsterer gewesen wäre, leere Korridore, kühle, muffige Luft und keine Menschenseele. Ich verlief mich fast und war kurz orientierungslos, ich habe gerade Probleme mir die verwinkelten Gänge und Abzweigungen räumlich vorzustellen.
Auf jeden Fall war ich sehr froh, endlich wieder am Empfang zu sein. Hemdchen und Pullover waren auch da und sie sahen mich entgeistert an, als hätten sie nicht oder nie mehr mit mir gerechnet. Ja, wer weiß, was die Angestellten im Kreiswehrersatz in der Kantine essen?
Ist es unfair, Fritz H. und seine Kollegen als Kannibalen zu bezeichnen?
Ja, durchaus und das auch noch völlig unbegründet.
Ich bin müde.
Wenn ich müde bin, schreibe ich nur noch Scheiß'!
Ich höre gerade Jack Johnson, schön entspannend, würde ich nicht tippen, würde ich echt einschlafen, ich muss ein Gähnen niederringen.
Zurück zum Bericht.
Reiß dich am Riemen, Norman!

"Wie geht es jetzt weiter?", frage ich forsch.

Ach ja, der Zeitensprung ist gewünscht, bringt mehr Abwechslung in die Erzählung. Äußerst unprofessionell, ich weiß, aber ich nenne es Stilmittel und das ist ganz sicher eines meiner Stilmittel. Meine schriftstellerische Werkzeugkiste reicht nur für ein paar bescheidene Improvisi-Improvisitio-Improvisitatio-Impro-ach-Fuck-Improvi-ich-hänge-gerade-echt--improvisieren-Improvisation-Improvisationen.

Na endlich.

Ich bin schon wieder RAUS!
Keine Konzentration mehr.
Verdammt.

Ich fang noch mal an.

"Wie geht es jetzt weiter?", frage ich forsch.
Hemdchen wispert etwas von einem Abschlussgespräch. Ich laufe ein wenig herum und dann kommt er:
Gefreiter Sevnovcivci (oder so, auf jeden Fall slawisch und mit vielen v und c) sprach mich an und ich befürchte das Schlimmste, als er fragt: "Bist du Student?"
Ich versuche jetzt mal den Dialog wiederzugeben.
Norman: "Student?"
Senvocvici: "Mmh."
Norman: "Wieso?"
Sevcivcivicvi: "Du kommst mir so entspannt vor."
Ich ziehe eine Grimasse, die meinen Unglauben zeigen soll.
Norman: "Ach ja? Das liegt sicher an der Tasche."
Ich deute auf meine braune Messenger-Bag.
Svenvici: "So locker und so."
Er imitiert mich und stellte sich entspannt hin, das macht er gut, glaube ich.
Und da durchschaue ich den Gefreiten Snvevicin, er war dazu abgestellt, den Gemusterten Honig um den Mund zu schmieren, ihnen gut zuzusprechen.

Und wieder in Vergangenheitsform:

Ich las das in Snicvics Augen.
Ich setzte mich auf eine Holzbank und - oh, Wunder - sie gab keinen Ton von sich, wahrscheinlich hatte sie aufgegeben, sich gegen ihre Funktion zu sträuben. Schwächling!
Senovic stellte mir die Frage aller Fragen: "Willst du Zivildienst machen oder zum Bund gehen?"
Norman: "Oh, ich bin unentschieden."
Meine Standardantwort, ein Running Gag wie mir schien, wäre dies eine Realityshow.
Oh, wie ich diese Realityshows hasse!
Sevivic: "An deiner Stelle würde ich zum Bund gehen."
Ich verkniff mir, ihm zu sagen, dass er das getan hatte.
Ab da hatte ich mein Urteil über Svivecin gebildet und ich spielte mit ihm.
Er machte nur seinen Job, klar, aber ich hab etwas gegen Manipulation.
Ich fütterte ihn in den nächsten Minuten mit widersprüchlichen Aussagen und er nahm sie nicht wahr. Egal was ich sagte, egal wie sehr ich ihn "dummlaberte", er bekam es nicht mit, weil er einzig und allein mit mir sprach, um mich zum Bund zu bekehren.
Hab ich euch schon mal gesagt, wie sehr ich das Missionarstum hasse?
Anderen eine Meinung aufzuzwingen?
Ich sagte ihm zum Beispiel, dass Uniformen nicht meine Sache wären und dann fragte ich ihn mehrmals, ob man die Kleidung nach der Dienstzeit behalten kann, sie würde mir gefallen und das wäre genau mein Kleidungsstil. Wenn der Bund mich dann nehmen sollte, müsste ich mich nicht sonderlich umstellen.
Pah!
Gut, vielleicht stand er auch einfach auf mich...

Mickey Blue Eyes unterbrach uns und bat mich in sein Büro und ich nenne ihn so, weil seine blauen Augen alles waren, was mir in Erinnerung geblieben ist. Er hatte unwahrscheinlich blaue Augen in seinem dunklen Gesicht (schwarze Haare, ganz klar arisch-fälische Rasse, wie aus dem Geschichtsbuch, das wir in der 10. Klasse hatten).
Auch er fragte mich die Frage aller Fragen und ich gab meinen Running Gag von mir.
Es war echt nicht lustig, aber ich amüsierte mich trotzdem.
Sein Büro war öde wie das All jenseits des Jupiter. Es gab nichts zu sehen, also blickte ich auf seinen Monitor. Ich hörte ihm nicht mehr zu, als er mir von Psychotests und so erzählte, die ich noch vor mir hätte. Ich hab keine Ahnung, was er noch sagte, aber ich hab irgendetwas unterschrieben. Ich sah mich so um und da schaute ich auch auf seinen Laserdrucker.
Da stand doch tatsächlich: "Ausgesondert 09-2005"
Der Drucker war doch tatsächlich seit über zwei Jahren nicht mehr im Bestand der BW weil er eigentlich in den Müll gehörte. Ich sprach ihn darauf an und er zog dann vom Leder, ließ sich richtig über den "Verein" aus und wie schlecht alles ist. Angesichts des flackernden Bildschirms, der in seiner Monumentalität sogar Deep Thought in den Schatten stellte, konnte ich ihm nur zustimmen. Die ganzen Geräte hätten sie seiner Aussage nach mit nach Afghanistan nehmen können, dort hätte man sie in den Schulen verwenden können. Ich stimmte ihm zu und sagte, dass es allein aus Kostengründen, wegen Stromeinsparung, sinnvoll wäre auf Flachbildschirme umzusteigen. Er lachte: "Ja, natürlich, ich weiß. Aber die BWI stellt ja nur die Geräte bereit, denen ist es egal, wieviel Strom sie verbrauchen."
In der Hochburg der deutschen Demokratie stieß ich wieder auf ihre Grenzen, wohin die Dezentralisierung führen kann. Natürlich war es dann ein leichtes von der Ausgliederung der Computerbestände auf ein eigenes Unternehmen, zu der Privatisierung der Post, der Telekom und der Bahn zu kommen. Wir pushten uns gegenseitig und hetzten noch ein paar Minuten lang gegen Staat und Demokratie, so nahe an einem Regierungssturz war das Kreiswehrersatzamt noch nie!
Als Nächstes muss ich jetzt zum Orthopäden um meine LWS noch mal überprüfen zu lassen. Womöglich war es das noch nicht, wir werden sehen.

Montag, Oktober 01, 2007

Unterbewusst gab es da etwas, dass mich wochenlang von der Arbeit an meinen Projekten abgehalten hat. Es war eine kleine Sinnkrise, ich wusste nicht mehr für wen und warum ich schreibe.

Ich wurde von Bekannten und Schulkameraden gefragt, warum ich schreibe, wenn ich denn nichts veröffentliche. Warum ich nichts an Verlagshäuser geschickt hätte. Sie meinten, dass sei doch sinnlos. Und ich konnte nur darauf antworten, dass meine Bücher bisher nicht gut genug waren, um verkauft zu werden. Für "Isla Hupia" traf dies sicher zu und schon bei diesem ersten Buch hatte ich zudem das Problem, dass ich aus rechtlichen Gründen keine Veröffentlichung anstreben konnte. Es handelt sich ja um eine Fortsetzung von Jurassic Park und ich habe mich großzügig bei Michael Crichton bedient. Ich besitze ja keine Rechte an Crichtons Geschichte und deren Charaktere.

In meinem zweiten Roman "MaryJanes Son" hatte ich dieses Problem nicht, er entstammt komplett meiner Feder, ich habe für ihn nirgends abgekupfert oder bereits existierende Figuren verwendet. MJS ist kein schlechtes Buch, wie ich finde, es hat so ziemlich alles, was ein guter Roman braucht. Es gibt starke Charaktere, die lebendig sind, die Handlung ist spannend und actionreich, es gibt Intrigen und Schießereien und worauf ich besonders stolz bin, eine einfühlsame Liebesbeziehung. Doch jeder Versuch es zu überarbeiten ist bisher gescheitert, ich hatte zunächst versucht MJS als Mehrteiler anzulegen, hatte eine mysteriöse Rahmenhandlung entwickelt und dafür das Buch künstlich aufgebläht, was ihm nicht gut bekam. Ich brach es ab und jetzt habe ich gar nichts, weder die alte Fassung ist korrigiert, noch die neue aufgeblähte, seelenlose Fassung.
Ich habe jetzt herausgefunden, was MJS fehlt. Ich muss es zusammenkürzen, ich muss all diese unnatürlichen Einschübe, die mehr von der zurückliegenden Geschichte der Hauptfigur Johan van Nistelrooy verraten, entfernen. Ich glaube, dass was MJS ausmacht, ist dieses Geheimnis um seine Herkunft und man darf nicht zuviel darüber wissen.

Ich weiß jetzt wieder, dass ich nur für mich schreibe und das ist das Wichtigste überhaupt, dass ich mir treu bleibe und meine Bücher nicht verschandele, nur um sie massentauglich zu machen. Sollte es jemals jemanden geben, der die Bücher liest, wird er genau das daran zu schätzen wissen, dass es MEINE Bücher sind, dass niemand anderes sie hätte so schreiben können wie ich es getan habe.
Darauf musste ich jetzt erst einmal wieder kommmen, diese Erkenntnis verdanke ich Andreas Eschbach. Mit den vielen Tipps zum Schreiben auf seiner Homepage, hat er mir immer wieder geholfen.

Mein dritter Roman "Kimali" hatte ein Problem, das ein wenig anders gelagert ist. Begonnen als Kurzgeschichte hat "Kimali" sich zu einem über 500-seitigem Roman entwickelt, zu einem James Bond-Roman und jetzt hatte ich wieder das altbekannte Problem.
Ich darf den Namen des großen Geheimagenten nicht verwenden!
ES war mir die ganze Zeit egal, aber nachdem das Buch so GUT geworden ist, habe ich wieder die Hoffnung etwas geschrieben zu haben, dass sich verkaufen ließe, das wirklich so gut ist, dass ich mich niemals dafür schämen könnte.
"Kimali" hat alles, was ein Bond-Roman braucht und das in Fülle, es gibt Action, Spannung, schöne Frauen und einige Überraschungen die auch mich verblüfften, als sie sich auftaten. Ich bin sehr stolz auf "Kimali".
Auf die Lösung für dieses Problem hat mich auch wieder Andreas Eschbach gebracht, wofür ich ihm sehr dankbar bin:
Ich brauche den Namen nicht!
Mein Held hat nur wenig mit Ian Flemings James Bond zu tun und das war Absicht, ich wollte den Mythos abschütteln und ihn zu den Ursprüngen zurückbringen, denn ich bin ein Fan der Fleming-Romane. Ich brauche den Namen für meinen Helden nicht, doch in Anlehung an die übliche Praxis, Agenten in Bond-Manier, die Initialen JB zu verpassen (Jack Bauer, Jason Bourne), wird meine Hauptfigur Jérôme Beaumont heißen.
Ein wagemutiger Schritt, da er viele Umbauarbeiten bedeutet, aber er ist notwendig um "Kimali" eigenständig und lebensfähig zu machen.
Ich darf mich nicht mehr davor scheuen... ich werde es tun. "Strg" & "H", ersetze "James" durch "Jérôme", ersetze "Bond" durch "Beaumont".
Puh, es ist erledigt, naja, nicht ganz, es müssen im Text alle Bezüge auf den MI6 und Beaumonts Vergangenheit als Bond vernichtet werden. Handarbeit und natürlich grammatikalische Anpassungen.
Jérôme Beaumont.
Der Name selbst kam mir einfach in den Sinn und da er die Initialen trägt, werde ich ihn nutzen. Beaumont ist der Autor des Romans, den ich gerade lese und Jérôme war einfach da, als ich dachte, dass Beaumont der Nachname meines Heldes sein könnte.
Die Entwicklung des Namens war also ein organischer Prozess und das macht ihn glaubwürdig, ich habe ihn aus keinem Telefonbuch und habe ihn nicht lange konstruiert und wenn ich jetzt so durch den Text scrolle und ihn lese, weiß ich nicht mehr, warum da vorher James Bond stand.
So wird "Kimali" zu einer Hommage, kein hoffnungsloser Abklatsch mehr.
So wird "Kimali" bereit für die Fortsetzung "Mitakuku", die als Bond-Roman sicher nicht so gut funktioniert hätte, wie sie es als "Raubtier-Roman" tun wird.

Donnerstag, September 27, 2007

Am letzten Wochenende war Winzerfest, das größte Volksfest in unserem Kreis, nach dem Bierfest, dem Kaffee-, Milch- und dem Spülmittelfest (nur Quatsch).

Ich bin ja eigentlich kein Biertrinker, ich genieße lieber einen guten Tropfen Wein - alles in Maßen, bei Festivitäten mal ein Glas - aber das Alzeyer Volker Bräu ist wirklich sehr gut. Lecker malzig.
Alle tranken mal aus meinem Glas und am Montag hatte ich dann einen Immunsystemseinbruch und eine Erkältung hat mich jetzt seitdem im Griff.
Mit allen physischen Erscheinungen:
Rissige, wunde Haut vom Naseputzen, Schwächegefühl, etc.
Aber das kennt ja jeder, sicher auch der Mann, den ich am letzten Montag im Alzeyer Real traf:
Jürgen Drews
Ich muss gestehen, ich war nie einer seiner großen Fans und finde viele Auftritte mehr als nur albern, aber er erschien mir doch sehr sympathisch und natürlich.
Er hat mir sogar zugezwinkert!
Davon werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen, unglaublich!
Ich hab zwei Autogramme abgestaubt, doch das Denkwürdigste an dieser Begegnung war, dass ich feststellen konnte, dass dieser Kerl einen Scheiß darauf gibt, was die Leute von ihm denken.
Ein mutiger Kerl.

Wer diese Erkenntnis auch gewinnen möchte, hat in weiteren Supermärkten die Chance dazu:
http://www.presseportal.de/pm/54178/1050782/ebly

Dienstag, September 18, 2007

Puh, irgendwie habe ich im Moment gar keine Lust zu bloggen, aber irgendwas muss ich ja mal wieder hier posten, sonst vergesse ich selbst noch, dass ich ein Blog zu pflegen habe.

Es ist nicht so, dass ich nicht genügend Neuigkeiten hätte, die ich meinen Lesern (falls diese existieren, nichts gegen dich Lando, aber du bist auf weiter Flur der Einzige ;-D, wie ich fürchte) mitteilen könnte.

Zum Einen machen unsere Filmprojekte große Fortschritte, ich habe jetzt alle Schauplätze des angestrebten Zombiefilms besucht und erste Testaufnahmen gemacht, ich bin wirlich sehr erfreut darüber, als wie sehr geeignet sich die Locations erwiesen haben.
Um diese wirklich abwechslungsreichen und auch ein wenig aufregenden Drehorte herum, werde ich jetzt eine hübsche Storyline gestalten.
Ich muss mich nur aufraffen und anfangen.

Hier hapert es auch bei meinen anderen Projekten, es ist die Lustlosigkeit...

Ich sollte "Kimali" weiter abtippen, finde aber nicht die nötige Ruhe dafür und dann habe ich sogar noch mit einer Fortsetzung angefangen, ich habe sie ja schon mal erwähnt (LINK ZUM BLOGEINTRAG).
Arbeitstitel ist "Mitakuku", es ist ein Prequel zu "Kimali" und ich werde mehr experimentieren als bisher, da ich ja nicht gezwungen bin etwas markttaugliches zu Schreiben, keinen Dan-Brown-Einheitsbrei. Ich nenne es Kunst und ergo ipso IST es Kunst ;-D.

Wieder zurück zu den Zombies:

Vorgestern habe ich "28 Weeks Later" gesehen (toppt den ersten Teil, der war irgendwie schal) und davor kam ja am Donnerstag "28 Days Later" auf VOX, ich hab ihn auf gutem alten VC-Tape aufgenommen. Ich hab mir also letztes Wochenende die volle Zombie-Dröhnung verpasst, wobei... Danny Boyle besteht ja immer darauf, dass seine "28 Zeiteinheit einfügen Later"-Filme keine eigentlichen Zombiefilme sind, da die Menschen ja nur mit einem Virus infiziert und keine wandelnden Leichen sind.
Am zweiten Teil hat mir - neben der hyperaktiven Kamera - besonders eines gut gefallen, die Darsteller, allen voran Robert Carlyle, der leider schon nach wenigen Minuten infiziert wird und dann den Rest des Films als Zombie... Sorry... Infizierter, herumstolpert und für einen zweiten Super-GAU sorgt.
Die beiden derzeit noch absolut unbekannten Jungdarsteller Imogen Poots und ihr Filmbruder Mackintosh Muggleton, tragen den ganzen Film und das machen sie richtig gut, sie spielen die Hauptrolle und glänzen in ihren ersten leading roles.
Natürlich ist die Handlung nicht durchweg glaubwürdig und es gibt so einige Stellen im Film, die sie durchaus hätten weglassen oder viel besser hätten machen können, aber das alles zählt nicht.
Nicht für mich.
Ich sehe diese Filme sowieso in einem anderen Licht, mir geht es hauptsächlich um die Verarbeitung des Stoffes, die Leistung der Regie, wie die Kamera, Licht und Schatten eingesetzt wurden und dann erst kommt der Filmspaß. Ist natürlich anstrengend, das so zu sehen, aber diesmal ist es mir wirklich nicht gelungen. Der Film hat mich mitgerissen und ich glaube, ich habe mich in die Imogen verknallt ;-D.
Ich will es mit einem Zitat formulieren, das ich in einem Forum der IMDB gelesen habe:

Marry me Imogen Poots!!!

Sie ist nicht nur echt eine bezaubernde Schönheit, wie man sie in so einem blutdurstigen Genrefilm nicht erwartet, sie hat auch glaubwürdig, ganz toll gespielt, ihre Panik in den dunklen U-Bahnschächten war lebensecht und ich glaube, sie hatte echt Angst.
Ich hätte Angst gehabt, aber das macht ihr Spiel nicht weniger beindruckend. Ich bin von ihr so weggeflasht, dass ich mich jetzt daran mache, ihren Wikipedia-Eintrag ins Deutsche zu übersetzen.

Links:
http://en.wikipedia.org/wiki/Imogen_Poots
http://de.wikipedia.org/wiki/Imogen_Poots
http://www.imdb.com/name/nm1782299/

Dienstag, September 11, 2007

Das Leben zieht an mir vorbei... 6 Jahre
Heute vor 6 Jahren war auch 11. September, DER 11. September. Ich weiß noch genau, was ich an diesem Tag getan habe, ich kann mich noch an fast jede Einzelheit erinnern, ich weiß noch, wie geschockt ich war, als ich den zweiten Turm live einstürzen sah, wie sehr mir bald die ständige Berichterstattung auf den Zeiger gegangen war und ich mich dabei schlecht fühlte.
6 Jahre sind seitdem vergangen und diese Zeit ging so schnell vorbei, das Leben zieht an mir vorbei und ich beginne meine Sterblichkeit wahrzunehmen. Das klingt jetzt total bescheuert, von einem Zwanzigjährigen, aber so ist es.
In der Unterhaltung mit meinen Großeltern schwingt dies immer mit, wie schnell so ein Leben sich dem Ende neigt, wie schnell es vorbei ist, ehe es richtig angefangen hat. Unsere 70-80 Jahre auf Erden sind nicht genug, es ist niemals genug Zeit.

Was mich betrübt ist: Jeder Tag ist wie der vorherige und so verschwimmt die Zeit, was ja ein rein subjektives Empfinden ist.
Dabei wäre ich doch froh, würde sich niemals etwas ändern, würde sich NICHTS bis in alle Ewigkeit ändern, wäre jeder Tag so wie der gestrige.
6 Jahre! Soviele schlimme Dinge sind in diesen letzten Jahren passiert, ich empfinde Ohnmacht, wenn ich an die nahe Vergangenheit denke. Ob das plötzliche Sterben eines Onkels, die Krankheit meines Großvaters, die dramatische Verschlechterung seines Zustands oder den Verlust, den meine Großeltern durchmachen mussten, als sie Haus und Hof verlassen mussten, weil ihre Schuldner den Pflichten nicht nachkamen und weil der deutsche Rechtsstaat sie in die Knie zwang. Ohnmacht, weil ich weiß, wie wenig ich ausrichten kann, wie wenig Macht ich habe.

Verdammt, bin ich heute wieder in melancholischer Stimmung!


Dienstag, August 14, 2007

Da bin ich wieder!
Nach einer einmonatigen Webabstinenz melde ich mich wieder zurück!


Mein Sommerurlaub hat mich Richtung Süden geführt, wir waren am
Bodensee auf der Insel Mainau, dann ging es über den San Bernardino-Pass in die Schweiz, danach sind wir noch einige Zeit in Italien gewesen, am Lago Maggiore und daraufhin am Lago di Como. Alles ganz schön, aber ich war schon froh, nach zwei Wochen wieder Zuhause zu sein. Ich hab wieder eine Reihe Bücher im Urlaub gelesen, zuviele um sie alle gebührend abzuhandeln:

  • Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär von Walter Moers
    • Schlichtweg genial
    • Fantasievoll, skurril und für alle Altersklassen geeignet
    • Innovativer und abwechslungsreicher als Harry Potter
    • Zum Lautlachen komisch! Ein absolutes Ausnahmebuch, unbedingt zu empfehlen.
  • Die Insel von Richard Laymon
    • Grausam öde Erzähltechnik
    • Null Einfallsreichtum
    • Ausschließlich auf schockierende Szenen und abstruse Gewalt ausgelegt.
    • Niveaulos und sexistisch
    • Einfach schlecht und unappetitlich, großer Mist, als Möchtegern-Bestseller aufgeblasen.
    • Unglaubwürdige und unsinnige Handlungsweisen der Charaktere.
    • Zusammengeflickschustert und echt abartig und pervers
    • Nix für Mama und Papa, nix fürs Schwesterherz. Nur scheißefressende Psychopathen dürften hieran ihren Spaß haben.
    • Gut, es hat ein Ende, dass dem ganzen Treiben wenigstens eine angemessene Krone aufsetzt. Kann es aber auch nicht reißen.
    • Buh, Laymon, Buh!
  • Die 2. Chance von James Patterson
    • Zweiter Teil der "Club der Ermittlerinnen"-Reihe und in mancher Hinsicht besser als der erste Teil.
    • Geht nie über CSI-Niveau heraus.
    • Gute, solide Arbeit die unterhält.
    • Für Fans spannender, handelsüblicher Krimikost und dabei ernsthaft und realistisch.
    • Gut, Mr. Patterson, aber nächstes Mal bitte weniger Linientreue, politisch so wie schreiberisch.
  • Der zweite Schöpfer von Michael Marshall
    • Beginnt mit einem Knall, dann folgt eine Einführung der Akteuere, alles in Ordnung, nicht zu viel, nicht zu wenig. Etwas blasse Charaktere, aber OK.
    • Die Sprache ist frisch, respektlos und ungewöhnlich, es macht Spaß.
    • Vor lauter mysteriösen Verwicklungen versteht man zunächst gar nichts, aber es zeichnet sich etwas ab: Hinter den Entführungen von jungen Mädchen, den Morden und den scheinbar untergetauchten Eltern des Ex-CIA-Mannes Ward, steckt etwas ganz anders, als man zunächst ahnen kann. Was es ist? Keine Ahnung, echt verwirrend.
    • Das Buch hat echt gute Ansätze und nutzt leider nur wenige voll aus.
    • Am Ende ist es ein ziemlich bodenständiger Psychothriller, der sich mit Harris Lecter vergleichen lässt, aber nur weil man keine andere Wahl hat.
    • Gute Unterhaltung, unbefriedigender Verlauf, unbefriedigendes Ende aber Topaction gepaart mit interessanter Sprache
  • Frühstück bei Tiffany von Truman Capote
    • Ein Klassiker.
    • Romantisch und zum Herzen gehend, naja, es schleicht.
    • Schön und süß und so, hinterlässt aber keinen bleibenden Eindruck.

Montag, Juli 16, 2007

Meinem Finger geht es jetzt wieder gut, das Gelenk sticht noch ein wenig, wenn ich draufrumdrücke, dabei habe ich ihn ja kaum geschont.
Irgendwie ist das hier voll das Jammer-Blog...

Egal, was anderes:

Heute morgen habe ich Christopher Moores Flossen Weg! fertig gelesen.
Ein lustiges Buch, wieder mal eines von der Sorte, doch zum Ende wird es überraschend ernst und nachdenklich, kenne ich so noch gar nicht von Herrn Moore.

Es geht um Nathan Quinn, einen Cetologen, sprich: Walforscher, der mit seiner Midlife-Crisis zu kämpfen hat, seine Ex-Frau ist eine Lesbe und seine Kollegen, sowie Konkurrenten allesamt Spinner.
Eines Tages gelingt ihm ein Schnappschuss einer Walflosse auf der wortwörtlich "Flossen weg!" steht und dann bittet der Wal auch noch um ein Pastramisandwich...

Ich kann dieses Buch nur empfehlen und möchte nichts weiter darüber verraten, es ist echt gut, wahnwitzig, voller Überraschungen, intelligent und zum Lachen lustig.

Wussten sie, dass alle Orcas Kevin heißen?

"Kevin! Fische!"
"Fische? Wo, Kevin? Ich liebe Fische!"
"Kevin, da sind Fische!"
"Fische! Fische, Fische!"
"Kevin, täusch links an und dann stoß mitten in den Schwarm hinein!"
"Ok, Kevin."
"Fische, Kevin! Fische!"

Freitag, Juli 13, 2007

Gestern Nacht habe ich mich mit meinem kleinen Bruder in der Wolle gehabt, ich wollte schlafen, er toben. Irgendwie habe ich mir bei der halbherzigen, handgreiflichen Auseinandersetzung den rechten Ringfinger am ersten Gelenk überdehnt (Ich fuchtelte mit den Händen vor ihm herum und jammerte, dass ich müde sei, da ging er mit dem Kopf vor und traf meinen Finger mit der Stirn). Ein stechender Schmerz ist durch mich gefahren und ich dachte schon er wäre gebrochen, fühlte sich genauso an und ich muss es ja wissen...

Heute morgen war der Finger dann etwas geschwollen, ich habe ihn mit Diclac eingerieben und dann Küchenkrepp darum gelegt, es ist steif genug um den Finger ruhigzustellen, aber ich kann sogar mit ihm tippen und solange das funktioniert, habe ich auch auf Arbeit keine Probleme ;-)

Montag, Juli 02, 2007


Irgendwie will ich einen fünften Teil...
DIE HARD 4.0


Auf keinen Film in diesem Jahr habe ich mich mehr gefreut und ich bin nicht enttäuscht worden, Gott sei Dank!

Der Film hat mir alles geboten, was ich erhofft habe:

Bruce Willis, Bruce Willis,Action
und natürlich...
Bruce Willis, der eine aufs Maul kriegt


Es gibt keinen besseren Schauspieler für solche rauen Actionfilme, nur Mel Gibson kann körperliche Qualen noch glaubwürdiger darstellen, Beispiel: Fletchers Visionen, als er an einen Rollstuhl gefesselt und gequält wird... beeindruckende Arbeit, vor Allem die Sache mit dem Tesafilm...

John McClane alias Bruce Willis räumt unter den (Cyber-)Terroristen ordentlich auf und prügelt und schießt sich scheinbar unsterblich durch die zwei Stunden Film.
Dabei ist dieser John McClane, den Bruce Willis da spielt, alles andere als ein Übermensch, er ist ein herrschsüchtiger Vater und Ex-Alki, seine Manieren sind ungeschliffen, seine Wortwahl barsch und eigentlich ist er ziemlich großmäulig. Gerade diese Antiheld-Attitüden machen ihn so lebensecht, dass man Probleme hat Willis und sein filmisches Alter Ego zu trennen. Mir gelingt es nicht mehr.

Bruce Willis IST John McClane

Nach dem epischen Kino der letzten Jahre, mit all seinem Getrickse, tut so ein handgemachter Streifen richtig gut.



Am 19. Juni bin ich 20 Jahre alt geworden und die Feier hierzu, habe ich zünftig begangen, alles stand unter dem Motto "Piraten", natürlich angeregt durch den unvorstellbaren Hype durch die "Pirates of the Carribean"-Filme. Ist mir gar nicht peinlich.
Wir hatten viel Spaß und erstaunlich viele meiner Gäste hatten sich verkleidet.
Um in die richtige Stimmung zu kommen habe ich mein Bücherregal nach Seemannsschinken durchsucht und fand Robert Louis Stevensons "Schatzinsel" und Herman Melvilles "Moby Dick", zwei Klassiker der angelsächsischen Literatur, zwei der größten Bücher überhaupt.
Ich hatte sie noch nicht gelesen und wollte das jetzt nachholen.

Robert Louis Stevenson - Die Schatzinsel
Ein wunderschöner Abenteuerroman und um Klassen besser als jeder Piratenfilm. Es geht rau zu unter den Seemännern und der kleine Jim Hawkins muss tatsächlich einen Meuterer töten um seine Haut zu retten, dennoch, die
Sprache ist leicht verständlich und das Buch auch für kleine Seeräuber geeignet. Ich hatte das Buch in wenigen Tagen durch und war traurig, als es schon zu Ende war.

Herman Melville - Moby Dick
Melvilles Epos ist da schon ein ganz anderes Kaliber, dass ich jetzt schon seit drei Wochen dran lese soll etwas aussagen, über die Einzigartigkeit und den Anspruch dieses Buchs. Es ist so ziemlich das Eindrucksvollste, was ich jemals gelesen habe. Melville schafft es, die heute lange vergangene Zeit der romantischen Seefahrt wieder auferstehen zu lassen und erweckt den weißen Wal, der für den gläubigen Melville nur Leviathan darstellt, zum tobenden Leben. Nun, bald wird dem Leser klar, was da so romantisch wirkt, so abenteuerlich, frei und fremd für die Landratte der Moderne, ist alles andere als das. Es ist der raue Alltag auf der Besatzung eines Walfängers in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist brutal, wie sie die Wale jagen und schlachten und als vermeintlich zivilisierter Europäer fällt es mir schwer, diese Grausamkeit an den sanften Riesen einfach so abzutun, nun, es waren andere Zeiten damals und sind es auch heute noch.
Die Männer zogen aus, waren für drei oder mehr Jahre auf See und befuhren die großen Meere, wann immer ein Wal auftauchte, ließen sie die Boote zu Wasser und die Bootsmänner mit ihren Harpunieren, meist stattlichste Männer aller Herren Länder (überhaupt war das Volk auf so einem Walfänger exotisch durchmischt), setzten dem Säuger nach und verwundeten ihn, tauchte er wieder ab, warteten sie darauf, dass er wieder zum Atmen auftauchte und dann erledigten sie den Wal.
Melville klagt an, er hat Ehrfurcht vor den Tieren, er respektiert sie und sieht in ihnen uralte, mystische, gar heilige Wesen. Es kommt darauf an, wie man die Sache anpackt. Der heutige Walfang ist industriell, so wie früher ein Geschäft, doch er ist seelenlos geworden und das macht ihn WIRKLICH grausam.
Mir stellt sich die Frage:
Warum werden Wale noch immer gejagt?
Es erschließt sich mir nicht, überhaupt nicht.
Walfleisch schmeckt nicht und selbst in Japan, DEM Walfangland überhaupt, wird das Fleisch nicht freiwillig verzehrt. Ganz im Gegenteil, japanische Schüler werden genötigt das tranige Fett zu essen.
Moby Dick endet denkbar tragisch, nachdem die Besatzung der "Pequod" das weiße Monstrum drei Tage gejagt hat. Wollen wir hoffen, dass die sanften Meeressäuger von solch einem schrecklichen Ende verschont bleiben.

Zur musikalischen Untermalung habe ich "Rogues Gallery" gekauft, ein Doppelalbum authentischer Piratenmusik, produziert von Johnny Depp (der sogar selbst mitsingt) und Gore Verbinski.
Chanteys, Balladen und Moritaten, uneingeschränkt empfehlenswert.

Links zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schatzinsel
http://de.wikipedia.org/wiki/Moby_Dick


Mittwoch, Juni 20, 2007

Es gibt wieder einen Song, der es mir angetan hat, ich summe ihn vor mich hin, ich singe ihn laut mit, wenn gerade keiner da ist und ich höre ihn DEN GANZEN TAG!
Sein Titel ist "Cry, Cry, Cry" und war der erste Erfolg von Johnny Cash, das Lied befand sich auf der B-Seite seiner Debütveröffentlichung im Jahre 1955, es kam bis auf Platz 6 der Charts und ist einer seiner bekanntesten Musikstücke.

Es ist Herzschmerz und auch Verbitterung, die mitschwingt, wenn er uns von der Frau berichtet, die er so sehr liebt, die ihm aber das Herz bricht:

"Jeder weiß wohin du gehst, wenn die Sonne untergeht.
Ich glaube du lebst nur um die Lichter der Stadt zu sehen,
ich würde meine Zeit verschwenden, würde ich versuchen..."


Er weiß, dass das irgendwann einmal vorbei geht, dass sie von ihren "Sugar-daddies" fallengelassen wird, dass es nicht gut gehen kann und das sie wieder zu ihm zurückkommt.

Doch er will sie von sich stoßen, wenn es so weit kommt:


"Du wirst für ein kleines bisschen Liebe zu mir zurückkommen, das ist wahr.
Ich sage dir Nein und du fragst mich wieso, wieso, wieso?
Und wenn ich dich erinnere, dann weinst du, du, du."


"Cry, Cry, Cry" wird in dem Film "Walk the Line" mehrmals angespielt und von Joaquin Pheonix gut interpretiert, vom Meister selbst klingt es aber am glaubwürdigsten.


http://en.wikipedia.org/wiki/Cry%2C_Cry%2C_Cry

Mittwoch, Juni 06, 2007

KIMALI ist fertig!

Gestern habe ich meinen dritten Roman vollendet, KIMALI.

Ich freu mich so sehr, nicht so sehr wie bei meinem ersten und auch nicht so sehr wie bei meinem zweiten Roman, aber es ist schon ein tolles Gefühl und ich fühle mich auch viel leichter, beschwingter, ein richtig schwerer Brocken ist da jetzt von mir genommen.

502 handschriftliche Seiten.
200 Seiten bereits abgetippt und korrigiert.

Hier mal ein kurzer Ausschnitt aus dem ersten Kapitel "Enough Light to Die":

Die Ohnmacht gab ihn zögernd frei.
Der Mann bewegte seine Lippen und dann wurde er wach, doch er konnte sich nicht schreckhaft aufbäumen, er zuckte nur und dann kam der Schmerz. Dann erst bemerkte er den Druck, der auf seinem Kopf lastete und den reißenden Schmerz hinter seinen Augen.

Sie brannten, sein ganzes Gesicht stand in Flammen. Er konnte seine Augen nicht öffnen, er konnte sich nicht rühren, er war wie gelähmt.
Der Schmerz, der aus Hüfte und Beinen zu kommen schien, war noch schlimmer, er konnte ihn nicht definieren. Es war ein Pulsen. Ein Ziehen und Stechen.
Irgendetwas pochte in seiner Schläfe, es wollte hinaus und klopfte und hämmerte.
Es war ein Specht.
Der Mann bekam keine Luft, er war kurz davor zu ersticken. Es drang nur ein wenig Luft durch die verstopfte, verklebte Nase. Er spürte, wie ihm Blut aus den Nasenlöchern sprudelte, wenn er ausatmete und er spürte auch, dass etwas ihm den Mund verschloss.
Er schaffte es, seine lahme Zunge zwischen die zusammengepressten Lippen zu drücken. Mit der Zungenspitze ertastete er etwas, das er für Klebeband hielt. Langsam bekam er Panik! Er wand sich und wollte um Hilfe rufen.
Der Mann machte: "Mmh, mmh!"
Doch dann fielen ihm seine Hände ein, wo waren die nur hin?
Er sah noch immer nichts, dabei war er sich sicher, dass seine Augen geöffnet waren, er blinzelte.
Keine Lichtreflexe, nichts vor Augen!
Hatten sie ihm die Augen herausgerissen?
Wer denn überhaupt?
Er wand sich umher und da hörte er es zum ersten Mal, ein metallisches Klirren, wie von Kettengliedern. Das Geräusch kam von irgendwo unter ihm.
War noch jemand hier?
Hier bei ihm, in diesem Raum?
Er sah nach unten, er wollte seinen Kopf bewegen, doch er konnte nicht, er konnte seinen Kopf nicht nach unten neigen, nicht auf den Boden sehen.
Das Dröhnen in seinem Schädel wurde dabei immer noch schlimmer. In seinem Nacken löste die Anspannung der Muskeln einen stechenden Schmerz aus und er wimmerte.
Es klang wie ein erkälteter Uhu, der Mann machte: "Wwwh."
Ein Uhu der auf seinem Ästchen saß und seinen Kopf im Kreis drehte, ihn fast im Uhrzeiger kreisen ließ.
Alles drehte sich um ihn, er hörte die Kettenglieder und sein Gehirn gab ihm Geräusche ein, die es nicht zu hören gab: Ein mechanisches Kreischen und ein Flattern, wie von sehr großen Flügeln.
Der Uhu machte: "Wuhu! Wuhuuu! Whmmm, Wuuuhuummmh!"
Und er drehte seinen Kopf.
Wo war er überhaupt?
Wieder wand er sich und drehte sich, wollte sich bewegen, von der Stelle treten, seinen Kopf bewegen, doch er konnte ihn nicht senken!
Er konnte ihn nicht heben!
Seine Muskeln spielten nicht mit. Lag er oder stand er?
Wo war er?
Natürlich konnten seine Sinne ihn täuschen, aber er glaubte keinen Boden unter sich zu spüren. Saß er auf einem Stuhl?
Er glaubte nicht zu sitzen, sein Körper war aufrecht. Er musste in diesem Raum stehen, sein Körper war gestreckt, aber wieso konnte er sich nicht rühren.
Wie hatten sie ihn gefesselt?
Da war er sich fast sicher, dass er stand, seine Beine waren ausgestreckt.
Die Kettenglieder klirrten und sein Hirn musste inzwischen wieder halbwegs normal arbeiten, denn er kam darauf...er hing an einer Kette, er hing von einer Decke, war geknebelt und gefesselt. Er war blind, seine Augen befanden sich noch in seinem Schädel, doch er war blind.
Sie mussten noch da sein, denn er fühlte den Druck, der auf ihnen lastete. Womöglich war es eine Augenbinde, er wusste es nicht, denn er spürte dort nichts, rein gar nichts. Der Schmerz war einfach übermächtig. Er musste durchatmen, seine Lunge brannte und gierte nach Luft. Doch es GING NICHT!
Er bekam keine Luft mehr, es war nicht genug zum Überleben!
Er wollte nicht ersticken, das wäre in dieser Situation zwar der leichteste Ausweg gewesen, aber er wollte leben. Es gab für ihn keine Alternative. Da sein ganzer Körper ein einziger Schmerz war und er sich nicht bewegen konnte, geschweige denn koordiniert bewegen konnte, versuchte er sich zu beruhigen. Denn er wusste, wenn er sich nicht stark anstrengte, hatte er mehr von der Luft, die in seine wunden Lungen strömte. Wie sollte er sich aber beruhigen?
Er war blind und stumm und sein ganzer Körper war eine einzige quälende Wunde.
Irgendjemand musste ihn hierher entführt und gefoltert haben. Sie hatten ihn gefesselt und in die Luft gehängt, wie einen klebrigen Fliegenfänger und nun hing er hier und drehte sich wie ein perverses Menschenmobilee. Warum?
Was hatte er verbrochen, was hatten sie verbrochen?
Warum war er hier und warum lebte er noch?
Gehörte das dazu, wollten sie, dass er lebte und diese Qual empfand?
Sollte er hier ausbluten, wie ein geschächtetes Lamm?
Das Nachdenken hatte ihm Ruhe gebracht, nur ein wenig, aber er hörte sein Herz nicht mehr allzu laut schlagen. Er wertete das als gutes Zeichen, er hatte sich unter Kontrolle und nun konnte er handeln.
Er ging nun kühl und logisch vor, solange sein Atem noch reichte.
Der Mann dachte nach und dass er es tatsächlich geschafft hatte, sich zu beruhigen, beruhigte ihn nun umso mehr. Er sog die Luft tief ein, was lange dauerte, ihm wie eine Ewigkeit vorkam.
Es brannte sehr und doch störte ihn der Schmerz nicht mehr, er hatte ihn akzeptiert, unheimlich, wie schnell das gegangen war. Er sammelte die Luft in seiner Lunge und die füllte sich jetzt bis in die letzte Zelle mit frischem - naja - Sauerstoff.
Eine vorteilhafte Nebenwirkung: Das Klebeband half ihm dabei, sich die Nase zu schnauben, da er sich den Mund nicht zuhalten musste um die Luft durch die Nase auszustoßen.
Ha! Mit Genugtuung fühlte er, wie das Blut, das seine Nase verklebt hatte, ihm nun an den Wangen herablief.
Jetzt wurde ihm erst recht sehr deutlich, dass er kopfüber hing, denn das Blut lief ihm von der Nase in den Haaransatz.
Er bekam schon etwas mehr Luft.
Vor seinen Augen flimmerte es, der Druck war groß.

Spannend?
Ich will es hoffen ;-D.

Wo kann man denn das Ganze lesen?, werden sie jetzt fragen. Natürlich wäre es schön einen Verlag dafür zu finden, aber das ist unrealistisch und ich finde das sehr schade. Als junger Schriftsteller hat man leider keine Chance, kein großer Verlag würde mich ins Programm nehmen.

War es das jetzt, machst du nix mehr?
Alles aus und vorbei nach diesem Buch?


Klaro mach ich weiter, ich hab schon wieder neue Projekte am Start, so etwa einen Zombiefilm, für den ich jetzt das Drehbuch schreibe. Zur Seite der Produktionsgruppe Ghul-Bewegung geht es hier.

Ach was soll 's, hier noch ein Ausschnitt:

Seine Hände zitterten.
Peter Merchant hörte immerfort ihre Stimme und da tat er einen Schritt vor und drückte die Mündung an die Schläfe des Kleineren.
Merchants Blick verschwamm in höllisch brennenden Tränen.
"Du liebst den Donner, nicht wahr?"
Peter hörte seine Stimme, er antwortete ihr.
Er hörte sie stöhnen.
Die Erinnerung wurde lebendig.
Ihre Fingernägel kratzten seinen Rücken.
Ihre Hände fuhren ihm durchs Haar.
Er spürte es als wäre es wahrhaftig und sie nicht tot.


Mittwoch, Mai 09, 2007

Ich habe ein neues Lieblingslied,
es ist von Johnny Cash
und heißt The Man Comes Around.

Es ist eines von vier Stücken auf dem Album The Man Comes Around, die John R. Cash selbst geschrieben hat und es zählt nicht zu den schlechtesten Songs dieses Samplers, der Cover-Versionen von Nine Inch Nails ("Hurt"), Paul Simon ("Bridge Over Troubled Water"), Depeche Mode ("Personal Jesus") oder Stings "I Hung My Head" enthält.
Es ist ein kraftvoller Song und seine Stimme ist bereits von Krankheit gezeichnet, was es soviel authentischer macht, wenn er von Schmerz, Trauer und Tod singt, man spürt das Herzblut dieses unsterblichen Musikers, der leider im September 2003 von der Bühne des Lebens trat.

The Man Comes Around
ist eine songwriterische Glanzleistung, eine musikalische Verarbeitung der Apokalypse nach der Offenbarung des guten alten Joe und mitreißend wie ein Sturm in der Höllenglut.
Es gibt nichts Besseres.
Es gibt keinen Besseren.
Viele dürften den Song aus dem Film "Dawn of the Dead" von Zack Snyder kennen.
Ach ja, mein Vater hat mal zusammen mit Johnny Cash gesungen...

http://en.wikipedia.org/wiki/The_Man_Comes_Around_(song)

Freitag, April 20, 2007

Heute möchte ich euch von einem großen Projekt erzählen.

GHUL BEWEGUNG

Im Frühjahr haben ein paar Freunde und ich beschlossen, einen Film zu drehen. Dieses Bedürfnis hatten wir - unabhängig voneinander - schon seit ein paar Jahren. Wir schlossen uns zu einer Filmproduktionsgruppe zusammen, die wir Ghul-Bewegung tauften.
Ich habe immer wieder ein paar kleine Filmchen gedreht, mit teilweise ziemlich aufwändigen Special Effects ;-), davon kann man sich bei YouTube überzeugen. Aber ich habe nie einen richtigen Film gedreht, der länger ist als ein paar Minuten, der ernsthaft ausgearbeitet ist, eine Handlung hat und einen Sinn.

Ok, wir haben also überlegt:
  • Wir haben Talent
  • Wir sind kreativ
  • Wir haben das Know-How
  • Wir haben die Technik
  • Wir haben ein gepflegtes Maß an Selbstüberschätzung (gilt nur für mich)
Was wir nicht haben, ist GELD!

Dieser Film würde unweigerlich eine No-Budget-Produktion werden.
Was sollten wir aber drehen? Es sollte ja cool sein und uns allen Spaß machen.
Zu der Zeit las ich zufällig den Zombie Survival Guide von Max Brooks, ein sehr seltsames Buch, da der Autor die Zombieinvasion so darstellt, als wäre sie eine wirkliche, reale Bedrohung. Eigentlich ist es kein humorvolles Buch, es ist knochentrocken und ernst, aber gerade das macht es so lustig, es ist einfach derart genüßlich überzogen. Ein Muss für alle Zombie-Fans.

Ich überzeugte meine Freunde davon, dass ein Zombiefilm genau das Richtige wäre und nun bin ich dabei ein Drehbuch zu verfassen, damit es noch dieses Jahr losgehen kann.
Das Ganze ist sogar medizinisch fundiert! Naja, halbwegs...

Die Homepage unserer Produktionsgruppe:

Mittwoch, April 18, 2007

SCHULD UND SÜHNE
Eigentlich heißt das Buch ja "Verbrechen und Strafe".

Dostojewskis erster großer Roman von 1866 - "Schuld und Sühne" - ist einfach DER Krimiklassiker schlechthin und eines der ersten Werke mit realistischer psychologischer Zeichnung der Charaktere.

Ich habe ihn jetzt in zweiwöchiger Arbeit gelesen, es ist keine leichte Kost, wie ich sie sonst zu lesen pflege, aber es ist schon spannend, herauszufinden, wie dieser alte Schinken sein Ende findet, dass dann wirklich abrupt kommt und leider nicht sehr überrascht.
Als besonderen Leckerbissen lege ich euch den Roman ans Herz und man muss ihn sich nicht einmal mehr kaufen:
Er ist bei Projekt Gutenberg online frei erhältlich, für die ganz harten Screenreader.
Das Ausdrucken wäre auf jeden Fall teurer, als sich eine gebrauchte Ausgabe bei eBay zu kaufen.

Mehr über "Schuld und Sühne" oder, wie ich gerne sage "Enhüs Dnu Dlusch", weil es irgendwie russisch klingt, bei Wikipedia!



Weitere Bücher in der letzen Zeit:

Alex Garland - Das Koma
(Leider etwas kurz, er litt zu dieser Zeit unter einer Schreibblockade, daher endet das Buch auch einfach. Dennoch empfehlenswert, weil es wirklich sehr gut geschrieben ist. Eloquent, intelligent und verstörend.)

Alex Garland - Manila
(Vielschichtig und clever erzählt er hier die Geschichte vom alltäglichen Leben in der pulsierenden Asienmetropole. Es ist ein Kaleidoskop, jede Facette erzeugt eine unberechenbare Komplexität. Natürlich ist die Charakterzeichnung hervorragend und auch an Action und Herzschmerz mangelt es nicht. Dieses Buch ist ein Meisterwerk! Die Komplexität ist gewollt, so heißt das Buch im Original Tesseract.)

Alex Garland - Der Strand
(Garlands Erstlingswerk ist mein absoluter Lieblingsroman, ich habe ihn schon fünfmal gelesen und er wird NIE langweilig! Die Verfilmung mit Leo Di Caprio kann diesem Buch nicht das Wasser reichen. Topspannung und Abenteuer für Abenteurer!)

Mittwoch, März 28, 2007

Kratz mich!

Der heutige Eintrag dreht sich in vielerlei Hinsicht um das Kratzen und den Juckreiz, keine Sorge, hier wird es nicht schmutzig oder eklig...aber sicher hochinteressant.

Ich hatte mir vorige Woche eine Muskelzerrung im linken Fuß zugezogen und der liebe Doktor hat mir einen Druckverband angelegt, leider musste ich jetzt feststellen, dass ich gegen das elastische Tape allergisch bin. Damit reiht sich das Verbandsmaterial zu Kleber, Süßstoffen, diversen Nüssen und Heftpflastern, wogegen ich auch allergisch bin.
Mein Fuß ist elefantenmenschmäßig angeschwollen und die Haut hatte auch die rauhe, spröde Beschaffenheit von Elefantenhaut, war auch zunächst ähnlich unempfindlich, allerdings ziemlich rot.
UND ES JUCKT!
Mannomann, ich habe natürlich schon einiges an Cremes und Gels aufgetragen, was auch hilft, aber den Ausschlag nicht verschwinden lässt.
Soviel dazu.

Warum ich nicht zum Arzt gehe?
Keine Zeit! Überhaupt keine Zeit!

Mein neuer Roman KIMALI holt gerade Luft für den Endspurt, nach fast 400 handschriftlichen Seiten kann ich das Ende sehen und habe damit schon einen gewaltigen Schritt hin zum Abschluss meines dritten Romans gemacht.
Es ist ein gesellschaftskritischer Text, der mit manchem Klischee spielt und vielleicht auch ein wenig schockiert, ich hab mir bei den Charakteren sehr viel Mühe gegeben und versucht, ihnen extrem viel Tiefe zu geben. Der Leser ist nicht distanziert von dem Seelenleben der Personen und erlebt die Geschichte damit hautnah. Ich seziere die Handlung, reflektiere sie und greife in zweiter Ebene auf vergangene sowie zukünftige Geschehnisse zurück.
Was ist wahr?
Es beginnt und endet mit einem gefolterten Mann in einem stickigen Hotelzimmer, soviel sei verraten und das es ein James-Bond-Roman ist, den ich ja schon früher einmal erwähnt habe.

Doch was hat das jetzt mit Juckreiz und Kratzen zu tun?

Kimali ist ein Wort, dass ich mir bei den Trobriand-Insulanern aus Papua-Neuguinea ausgeliehen habe, es steht für die Praxis, dass sich die - ursprünglich kannibalischen - Ureinwohner, beim Sex den Rücken blutig kratzen.
Cool, dieses Wort als Buchtitel zu benutzen, oder?
Jetzt könnt ihr raten, wie der Folgeroman heißt!

Links zu Kimali:
http://matriarchat.info/zusammenleben/liebeslust-versus-missionarsstellung.html
http://www.janesoceania.com/trobriands_erotic_life/index.htm

Freitag, Februar 02, 2007

Vor über einem Jahr habe ich alle

Dan Brown - Bücher

gelesen und jetzt habe ich genügend Abstand bekommen, um die Romane wirklich objektiv zu bewerten.

Das erste Buch von Dan Brown, das ich gelesen habe, war "Illuminati" (im Original "Angels & Demons") ein aufregendes und sehr kurzweiliges Buch und diese Pseudoauthentizität (die mich an den Folgewerken, die in Amerika eigentlich früher erschienen sind, am meisten stört) ist noch nicht ganz so aufdringlich. Robert "Bobby" Langdon, der in der Verfilmung von Tom Hanks gespielt werden wird, jagt durch Rom und die Vatikanstadt, kriecht durch Kanäle und dringt in Gruften ein, in bester Indiana Jones-Manier und das macht einfach Spaß.
Auch wenn die Frauenrolle einzig und allein dafür geschaffen wurde um einige Klischees zu verfestigen, ist es ein guter Roman, der es versteht, genug Sympathie für die Bösewichter aufzubringen, damit man als Nihilist hin- und hergerissen ist, zwischen der teilweise verdienten Vernichtung des christlichen Religionszentrums Vatikanstadt - mitsamt all der unschätzbar wertvollen Kulturschätze - und dem Sieg des Guten über des Bösen.
Das Ende selbst ist wieder zuckrig und Langdon mutiert zu einem unsterblichen McLane-Verschnitt, der dem Tod auf die eine oder andere abwegige Weise ein Schnippchen schlägt.
Link zu Wikipedia


Meteor (engl. Original: "Deception Point") habe ich einige Zeit darauf gelesen und dieses Buch ist wie abgestandener Apfelsaft, schal und wässrig und irgendwie steckt da ein Pilz drin, er trübt die Brühe und man schmeckt ihn auch schon, aber man sieht ihn noch nicht.
Der Roman gärt vor sich hin und wird zum Ende hin einfach ungenießbar.
Halb Politik-Schmonzette, Halb Action-Thriller und irgendwie noch eine Hälfte Romanze, das macht einundeinhalb Bücher in einem Buch, da sieht man doch ganz deutlich, wie aufgebläht der Saft, äh...das Buch ist.
Zunächst bringt es viel Spannung, die in atemberaubende Science-fiction-Szenerien verläuft und der Leser ist mitgerissen. Außerirdisches, fossiliertes Leben, seit Jahrtausendem im Permafrost gefangen und die NASA möchte den Meteor aus dem Stein rausschälen, baut eine gigantische Station auf, macht viel Trara und am Ende ist alles nur ein medienwirksames Fake um die Weltraumbehörde zu diskreditieren.
Meteor beginnt gut, hat ein paar überraschende Plots und bietet viel Technikschnickschnack, das Buch ist regelrecht überladen damit und dann sind da noch alberne Persönlichkeiten, unglaubwürdige Witzfiguren wie aus einem Kinderbuch, die zu Hauptcharakteren erhoben werden, am Ende hat es wohl ein Happyend aber das war auch schon alles.
Ich Nachhinein ärgere ich mich fast das Buch gekauft zu haben, aber nicht, es gelesen zu haben, denn es bietet ein paar Stunden kurzweilige Unterhaltung. Ganz genau so, als würde man Big Brother in eine undichte Mondstation verlagern, gerade in dem Moment, in dem die Sonnenprotuberanzen ihren Jahrtausendhöhepunkt erreichen.
Man könnte der Metastasenbildung live zusehen!
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Diabolus (engl. Original: "Digital Fortress") ist Browns ältestes Machwerk und als ich es las, begann ich etwas zu verstehen! Dieser ach-so-talentierte Schriftsteller baut in jedem seiner Spannungsromane die selbe Verkettung auf, überall gibt es die Beziehung des Hauptcharakters zu einer Frau bzw. einem Mann und den älteren Herrn, der im Lauf der Handlung seine Position als Antipol einnimmt, der nur seine eigenen Ziele verfolgt und den Hauptcharakter und die verbandelte Frau bzw. Mann für seine Pläne missbraucht - etwa als Geisel - und damit den Hauptcharakter unter Druck setzt.
Bei Diabolus geht um einen unknackbaren Code und die geheime Cracker-Abteilung der NSA, eigentlich ganz spannender Stoff und der ist es auch über mehrere hundert Seiten.
Diabolus ist mein Favorit unter den Dan-Brown-Büchern, aber das Ende reißt alles wieder gezwungen herum und das macht alles kaputt, wieder so etwas, das in allen Brownies vorkommt, diese Zwanghaftigkeit in der Handlung der Akteure.
Dan Brown schreibt nicht intuitiv und lässt sich von der Geschichte treiben, er hat sie vorgefertigt, es ist eine mathematische Formel, die für ihn nur eine Lösung bereit hält.
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Sakrileg (engl. Original: "The DaVinci Code") ist sehr schwachbrüstig. Natürlich hat der gute Mann recherchiert, hat einige Bücher über die Rosenkreuzer und Maria Magdalena vom Bestsellertisch in seiner Lieblingsbuchhandlung abgegriffen und verpackt nun diese ganze nihilistische Ideologie - wollen wir nicht bestreiten, dass sie zwar nicht gänzlich schlüssig ist, aber dennoch weitaus glaubwürdiger als die Heilslehre unseres Pontifex - in einen durchschnittlichen Spannungsroman.
Hier werden Seifenstücke aus Fenstern geworfen!
Die Story liest sich ... naja, sie liest sich einfach, es ist nicht besonders aufregend. Bobby und se ine obligatorische Französin reisen durch Westeuropa, sie sind auf der Flucht vor der Polizei, da man Bobby Langdon des Mordes an einem alten Perversen verdächtigt, der in seltsamen Kutten und Ritualen der Fleischeslust auf Übergewichtige frönt. Nebenbei erzählt Bobby, der schmalzlockige Ex-Schwimmer im Cordjäckchen von den diversen Theorien die ein paar Journalisten und Wissenschaftler in den Siebzigern aufgestellt haben: Lincoln, Baigent und Leigh, die Bestsellerautoren vieler erfolgreicher Sachbücher zur Gralsthematik werden dabei zu einer Person verwurstet, namens Sir Leigh Teabing.
Wobei der Vorname unter den erwähnten Schriftstellern noch unschwer zu finden ist, gab sich Dannyboy Brown bei dem Nachnamen richtig viel Mühe, Teabing ist ein Anagramm des Namens Baigent. Dass Dannyboy auf Wortverdrehung steht, ist seit Illuminati kein Geheimnis.
Dieser Leigh Teabing ist der gesetzte ältere Herr, der wie bereits mehrfach erwähnt, in jedem Buch Einzug hält, der zunächst scheinbar zu den Guten gehört und dann seine Gesinnung gegen Ende erkennen lässt, die nicht minder um etwa 170 bis 190 Grad entgegengesetzt zu der bisherigen Darstellung liegt.
Interessanteste Figur ist immer noch der Albino-Killer Silas, oder von mir auch liebevoll Lassi genannt, da hier ja alles bei Verdrehung des Wortsinnes seinen wahren Sinn und Zweck enthüllt.
Ich mag Sargkeil, Verzeihung, Sakrileg nicht und bin auch nicht ins Kino, als unser allerliebster Ham Stonk ... äh ... Tom Hanks in der Figur des depperten Bobby Langdon über das Zelluloid geholpert ist.
Vielleicht warte ich sogar darauf, dass er im Fernsehen kommt, eigentlich passt dieser Film hervorragend zu RTL mit späterer Ausschlachtung bei RTL2 (maximal dreimal pro Nacht, wie damals bei "Wyatt Earp").
Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass er auf ProSieben läuft,
hier hat man ja bereits viel Gespür für die Thematik entwickelt (Wunder Welt Wissen, Galileo, Galileo Mystery, etc.) Und daraufhin bei Sat1, jedesmal wenn der Bulle von Tölz ausfällt, weil stattdessen eine Fußballübertragung stattfindet, die dann wegen schlechter Witterung oder Koks in der Trainerkabine abgesagt werden muss.
Zeitverschwendung, wer hier etwas Neues erfahren will. Lest lieber gleich die Bücher von LBL alias Lincoln, Baigent und Leigh alias Die Heilige Dreifaltigkeit.
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Fassen wir zusammen:

Man kann die Brownschen Machwerke alle genüßlich über einen Kamm scheren, so wie ich es getan habe, dennoch gibt es Millionen begeisterte Leser, zu denen ich mich nicht zähle.
Dan Brown bietet unterhaltsame Spannungsliteratur für den kulturinteressierten Durchschnittsleser und genau hierin liegt sein Erfolg begründet.
Allerdings sollte man vorsichtig sein, was seine verschwörerischen Ansichten angeht.

Wer mehr erfahren möchte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dan_Brown
http://www.dan-brown.de/

Mittwoch, Januar 03, 2007

Der Dämonenberater
- Practical Demonkeeping von Christopher Moore


Eigentlich lese ich lustige Bücher nicht gerne, ich bin vielleicht etwas zu humorlos oder es liegt daran, dass ich zum Lachen in den Keller gehen muss.
Aber nachdem ich soviel Blut und Gewalt hatte, nach all den Bond-Geschichten, der Hannibal-Reihe, brauchte ich eine Abwechslung, in der es zwar nicht minder grausam zugeht, die aber mit einem durchaus saukomischen und unsubtilen Plot über einen Mann daherkommt, der als Teenie einen ausgewachsenen Dämon gerufen hat, den er nun nicht loswird.
Dieser Dämon ist ein gefallener Engel (Vorsicht: Blasphemie!) und frisst mit Vorliebe Menschen in einem Stück, manchmal reißt er ihnen auch die Gliedmaße raus und verspeist sie dann in Stücken.
Die Rechte an diesem Buch hat Disney gekauft und das wahrscheinlich, um zu verhindern, dass dieses Buch verfilmt wird. Es ist schon ziemlich alt, etwa 17 Jahre und daher frage ich mich, warum es noch niemand verfilmt hat, es ist sehr kurzweilig, strotzt nur so vor liebenswürdigen, verschrobenen Charakteren und absurdem Humor.
Der König der Dschinn wandelt seit Jahrtausenden auf Erden und verdankt dies dem Dämon Catch, als dieser wieder einmal erweckt wird und das Grauen über die Erde bringen will, sucht er einen Weg um den Dämon zu bannen. Es dauert siebzig Jahre, in denen der Dämon von seinem Gebieter Travis ordentlich an der kurzen Leine gehalten wurde. Der gute Travis hat nämlich etwas dagegen, wenn sein psychopathisches Haustier, das für andere unsichtbar ist, unschuldige Menschen frisst. Er sucht dem Dämon deshalb "Menschen, auf die man verzichten kann". Er verfüttert Prostituierte, Penner und Junkies an den Dämon. Das ist zwar politisch unkorrekt und nicht sehr nett, aber was soll er denn tun?
Schließlich will er ja auch nicht mitansehen, wie Catch das Menschengeschlecht ausrottet.
Moore ließ sich für den "kleinen Dämonenberater" von H. P. Lovecrafts "Necronomicon" inspirieren.
Wer es verrückt und überdreht mag, wird dieses Buch lieben, alle anderen sollten die Finger davon lassen, denn sie werden es als geschmacklos und stumpfsinnig empfinden.