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Mittwoch, Dezember 22, 2010

Nachruf: Joachim Knie (1937-2010)

Mein Opa ist gestern Nacht gestorben. Er wurde 73 Jahre alt.

Er hatte ein riesiges Herz und es hat aufgehört zu schlagen. Das ist nicht nur sinnbildlich gemeint. Sein Herz war um ein vielfaches gewachsen, damit es seinen Kreislauf am Leben erhalten konnte, nach ungezählten Infarkten und Schlaganfällen. Er war seit Jahren bettlägerig und halbseitig gelähmt.

Vor zwei Wochen hatten wir ihn ins Krankenhaus einliefern lassen, weil er Fieber hatte, gebrochen hatte und weil er schon so entkräftet war – er hatte im letzten Jahr stark abgebaut.

Es sah alles wieder so gut aus, gestern hätte er heimkommen sollen, aber dann bekam er Lungenentzündung. Ein Lungenflügel war bereits wieder abgeheilt und wir waren schon wieder voller Hoffnung, aber dann ging es bergab. Bis zum letzten Moment gab er uns noch Handzeichen – Daumen nach Oben. Er fühlte sich schwach, aber er gab nicht auf.

Seit Sonntag war ich jeden Tag bei ihm gewesen und es hat sich für mich angefühlt wie eine Ewigkeit, Montag hatte ich den halben Tag Wache gehalten, noch mit ihm geredet.

Und am Dienstag sagte uns der Arzt, dass es nicht gut aussehe, aber dass sie alles versuchen würden. Mein Patenonkel, meine Oma, meine Eltern, mein Bruder und ich waren gestern bei ihm, den ganzen Tag und dann, als wir dachten, er wäre stabil und wir gingen, kaum waren wir aus dem Haus, hörte er auf zu atmen.

Ich habe nichts Herzergreifenderes gesehen und werde auch nichts Herzergreifenderes mehr sehen als meine Großmutter, die gestern am Totenbett meines Großvaters nicht nur ihren Mann, den Vater ihrer Kinder und Großvater ihrer Enkel verloren hat. Es tut so weh.
Er war die Liebe ihres Lebens. Sie waren mehr als 50 Jahre verheiratet, in Guten wie in Schlechten Zeiten haben sie immer zusammengehalten. Und von Beidem gab es genug.
Es gab Streit, wir sind eine laute, emotionale Familie.

Aber nun ist er weg und wir müssen damit leben.
Denn das Leben geht weiter.
Und das ist beschissen.
Wir können keinen Pausenknopf drücken um uns zu Sammeln, um Durchzuatmen.

Kann es jedesmal so dramatisch und schmerzhaft sein, wenn jemand stirbt?

Mein eigenes Verhalten grenzte gestern an Hysterie, zum Beispiel, als ich mich schon am Morgen von ihm verabschiedete, weil ich es ganz einfach wusste... ich wollte, dass er bei vollem Bewusstsein war, dass er noch mit mir reden konnte. Ich weine schon wieder...

"Mein Bub.", sagte er, als ich ihm gestanden hatte, wie sehr ich ihn liebe und wie dankbar ich ihm bin.
Ich musste mich im Bad einschließen und stumm schreien.

Niemand nimmt mich in den Arm, bin jetzt gerade alleine, meine Eltern sind zu meiner Oma, müssen sich jetzt um alles kümmern, was ansteht. Ich will es eigentlich gar nicht wissen.

Nase putzen.

Er war der beste Opa, den man sich wünschen kann. Er hat jeden Spaß mitgemacht, hat mit uns gespielt und wenn wir zusammen ferngesehen hatten, durften wir uns immer an ihn kuscheln. Er hat seine Kinder, seine Enkel immer sehr geliebt. Er war immer so stolz auf uns.
Er war ein so guter Mensch.

Natürlich hatte er auch Fehler, er konnte jähzornig sein, eifersüchtig und sehr dickköpfig. Aber das ist alles vergessen. Man muss sich an die guten Dinge erinnern. An Silvester vor zehn Jahren, den Jahrtausendwechsel, den wir zusammen begangen hatten. Das Grillen im Garten. Die kleinen Dinge.

Jetzt, nachdem meine Oma sich jahrelang für ihn aufgeopfert und ihn gepflegt hat, hat er sie allein gelassen und sie sieht keinen Sinn mehr im Leben. Sie kann nicht allein wohnen, heute Nacht war sie bei meinem Onkel, ich glaube ja nicht, dass sie irgendeine Dummheit machen würde…

Steven und ich haben, bevor wir zu Bett gegangen sind, noch auf unseren Opa angestoßen und Whiskey getrunken und uns lange unterhalten. Das fühlte sich einfach richtig an. Ich glaube, er hätte das gut gefunden.

Mittwoch, Juni 09, 2010

Lebenszeichen

Naja, so schlimm ist es ja jetzt auch nicht, oder? Ihr habt mich sicher nicht vermisst. Aber in der Tat, in letzter Zeit hab ich wenig gebloggt. Ist ja nicht so, als wäre das nicht absehbar gewesen, ich hab euch ja auch schon vorgewarnt. Mein Zivi-Leben ist irgendwie genauso, wie ich es mir vorgestellt hätte, wenn ich mir etwas vorgestellt hätte, was ich nicht habe. (Eine ähnlich dämliche Satzkonstruktion, die dieser fast wortwörtlich gleicht findet ihr in meinem Roman Kubilabala, der – wenn ihr ihn noch nicht gelesen habt – unbedingt von euch gelesen werden sollte.)

Ich bin in der Museumspädagogik eingesetzt, gleich am ersten Tag durfte ich mit Kindern basteln, Häschen nähen, Osterzeugs halt. Die Leute haben mich da schnell integriert, es ging mir ganz gut, es war alles neu und aufregend.

Dann wurde ich krank.

So richtig, Husten, leichtes Fieber, schreckliche Halsschmerzen und sie gingen nicht weg, der Arzt verschrieb mir Penicillin und dann ging es erst richtig los, denn ich musste feststellen, dass ich das Antibiotikum nicht vertrug! Von allen Seiten wurde mein Körper aufgefressen, ich hab mich wochenlang hundeelend gefühlt und mich trotzdem (bis auf zwei Tage, an denen ich beim Arzt war) jeden Tag nach Mainz geschleppt. Alles war eine Tortur, Nase putzen, bücken (inzwischen saß mir der Schmerz in jedem Knochen), Toilettengang (durch das Penicillin hatte ich über eine Woche Durchfall).

Ich ging zur Arbeit, ich ging auf dem Zahnfleisch.

Ich war nicht ganz da und schleppte mich von Tag zu Tag, man sollte einfach nicht arbeiten, wenn man krank ist, das schadet dem Betriebsklima. Manche waren mit meiner Leistung nicht zufrieden… es ging mir wirklich dreckig und ich hätte die zwei-drei Wochen im Bett bleiben sollen.

Dann ging es wieder bergauf, ich ließ mir meine wilde Mähne schneiden, von einem Friseur, der so hieß wie ein iranisches Gebirge und dann ein paar Tage drauf rasierte ich mir den Bart ab.

Ich hab mich gehen lassen und wollte meiner Umwelt zeigen, wie ich mich fühle.

Hat funktioniert.

Heute hab ich meine Zivildienst-Brille bei Fielmann abgeholt, hat mich 28 Euro gekostet, die Hälfte trägt das Bundesamt für Zivildienst. Es ist eine schwarze Hornbrille, nicht erschrecken, sie sieht gewöhnungsbedürftig aus, aber ich wollte mal was anderes probieren und sie ist ja nur so etwas wie eine Zweitbrille, ist nur einfach entspiegelt, ich versteh nicht, wie Leute damit klar kommen können!

Störende Reflexionen, die ganze Zeit.

imageDann hab ich mir vorhin diesen Bildschirm bestellt: http://www.amazon.de/gp/product/B0036B9WN6/ref=ord_cart_shr?ie=UTF8&m=A3JWKAKR8XB7XF

LED-Beleuchtung, soll Strom sparen und einen extrem viel höheren Kontrast bieten, HD-fähig, 23 Zoll. Ich hab nach langem Überlegen zugeschlagen, als der Preis plötzlich um 20 Euro fiel.

Da will ich eine Review schreiben.

Schreiben. Ja, das Schreiben fällt mir auch in diesen Tagen schwer.

Mitakuku hat inzwischen 2 Kapitel und ich überlege, wie es weitergehen soll, ich bin experimentierfreudig und spiele mit der Idee quasi eine Zwischenkomposition, ein Intermezzo einzuflechten, das sich in die Handlung integriert, es würde auf einer Kurzgeschichte basieren, die ich vor 5 Jahren geschrieben habe.

Mehr verrate ich nicht. Vielleicht rudere ich ja zurück?!

Ich mach mich jetzt fertig fürs Bett, ich bin nämlich wieder fix und alle. Ich muss mehr schlafen, die 5 Stunden reichen einfach nicht mehr, (Nor)man wird alt.

Dienstag, März 23, 2010

Die Geschichte von abgefülltem Wasser

 

Aus unseren Wasserleitungen kommt das mit Abstand beste Wasser, das Menschen je getrunken haben und dennoch kaufen wir in Kunststoff verpacktes Wasser – von ähnlicher oder sogar erheblich schlechterer Qualität – für UNSUMMEN!

Das Plastik der Flaschen interagiert mit dem Befüllnis und es lösen sich Weichmacher und KÜNSTLICHE HORMONE aus dem Material, die erwiesenermaßen für Unfruchtbarkeit sorgen können!

Kauft keine Plastikflaschen!

Holt euch einen Tupperwaren-Emil oder eine große SIGG-Flasche aus Aluminium, die kann man bis ans Ende aller Tage verwenden, sie sind umweltbewusst und was noch viel wichtiger ist – sie vernichten nicht DEINE FORTPFLANZUNGSFÄHIGKEIT!

Freitag, Juni 19, 2009

Was geht bei mir so ab?

Mmh, ich wurde überraschenderweise doch nicht übernommen und war stinkig auf meinen Ex-Chef und meine Ex-Kollegen. Inzwischen bin ich arbeitslos gemeldet und habe nächste Woche ein Vorstellungsgespräch. Die Dinge ändern sich oft innerhalb einer Woche DRASTISCH.

Ist keine Freude!

Mein Opa ist aus dem Krankenhaus zurück, er wollte unbedingt nach Hause, die Zustände im Krankenhaus in Worms sind unter aller Sau. Sein Bettnachbar musste ihm beim Essen helfen und hat sich sehr gut um ihn gekümmert. Schwestern gibt es schon, nur sind es zu wenige und die haben keine Zeit für meinen Opa. Deshalb liegt er auch mal einen Tag in seiner Scheiße, weil ihm niemand die Windeln wechselt. Ein Hoch auf unser Gesundheitssystem.

Er braucht einen Herzschrittmacher, ich persönlich halte das Risiko für ihn zu groß, aber es ist seine Entscheidung und die nehme ich ihm auf gar keinen Fall. Er wird sich später wieder einweisen lassen, in ein oder zwei Wochen und dann die OP durchführen lassen.

Mein Bruder ist seit letztem Sonntag auf Klassenfahrt, am dritten Tag ist er schwer gestürzt und muss nun die Kajüte des Segelschiffs hüten, durfte nicht an Land und musste unter Deck bleiben. Er hat eine Platzwunde am Kopf und sein Knie ist dick geschwollen und das Verbandszeug ständig von gelblichem Wundwasser durchtränkt.

Vor Sorge konnten wir alle deswegen kaum schlafen. Meine Mutter hat Angstzustände bekommen und ich hatte mehrere böse Träume, die davon handelten, dass Steven etwas zustößt.

Trotz allem bin ich gut auf dem Dampfer. Ich möchte gerne wieder ins Studio trainieren, aber das ließ sich bisher nicht einrichten, hab zuviel zu tun. Kündigungen schreiben, kann mir nicht mehr alles leisten, was ich mir geleistet habe. Dokumente vom Arbeitsamt ausfüllen, Telefonate führen, Lebenslauf aktualisieren, Zeugnisse einscannen. Im Garten die alte Schaukel abreißen, weil das Holz morsch ist und dann noch im Keller aufräumen. Hab ‘ne ganze Menge weggeworfen, alte Zeitungen, Schuhe.

Morgen, oder besser, JETZT-HEUTE werde ich 22 und meine halbe Familie und alle Freunde werden da und ich werde total überfordert damit sein, es allen Recht machen zu wollen.

Es gibt Kuchen, Torten, Schnitzelpfanne und Chili con Carne.

Serviert wird im Garten, unter dem Pavillon, dessen Gestänge ich eben mit Duct-Tape gefixt hab.

Was anderes, habt ihr rechts die “Cloud” bemerkt?

Bei so vielen Schlagworten ruckelt sie ein bisschen ist aber sehr beeindruckend und schick, oder?

Freitag, Dezember 26, 2008

Eartha Kitt ist tot

Eartha Kitt starb am 25. Dezember 2008 im Alter von 81 Jahren an Darmkrebs. Sie wurde die "Königin der Nachtclubs" genannt und ich habe sie schon früh als Catwoman kennengelernt.
Außerdem sang sie mein Lieblingsweihnachtslied.
Ihr Tod hat mich überrascht, sie war bis zuletzt sehr fit gewesen.



Eartha Kitt with Friends - Santa Baby



Eartha Kitt - I Want To Be Evil

Sonntag, Dezember 07, 2008

Die letzten Tage waren echt stressig, mit dem Geburtstag meiner Mutter und dem Krankenhausbesuch meines Opas und der Arbeit... boooooooooaaaaah! WEIHNACHTEN!
Ich muss aufpassen, sonst werde ich ein verbitterter Weihnachtshasser und nächstes Jahr nenne ich mich Scrooge!

Morgen geh ich mit den Jungs trainieren und hoffe endlich mal die ersten Folgen von Akte X ansehen zu können. Ich hab mir die erste Staffel gerade bei amazon gekauft.

Gerade eben war ich bei Sabrina und Lando, wir haben uns "30 Days of Night" angesehen, mit Josh Hartnett. Ein guter Horrorfilm. Vampire fallen in ein Kaff in Alaska ein, als die lange 30-tägige Nacht anbricht, die da oben wohl normal ist. Das wird nicht weiter erklärt.
Überhaupt wird wenig erklärt. Wo kommen die Vampire her? Sie sprechen eine komische Sprache, klingt irgendwie slawisch oder so. Außerdem sehen die Viecher echt scheiße aus, laufen in der Kälte mit dauerfließendem Blut im Gesicht rum und machen so ein hohes Kreischen. Eigentlich albern, ich hätte keine Angst vor denen. Vielleicht auch, weil ich ein Beil habe, mmh...?
Ich mag den Film, weil Josh Hartnett richtig gut spielt und die Besetzung mit lauter unbekannten Darstellern auch topp ist. Das Ende reißt alle Kritikpunkte wieder raus.

Der Typ hier kommt euch bekannt vor? Mir kam er bekannt vor. Mal gucken, wer das ist... Ich hatte gerade erst vor einer Woche "New York für Anfänger" gesehen. Eine unlustige Komödie mit dem großen Peggster. Da spielte er einen Arschloch-Redakteur.

Es ist Danny Huston, der Sohn von Regisseur John Huston und Halbbruder von Anjelica Huston.

Wow, sein Vater hatte echt mehr auf dem Kasten! Schaut euch mal die Filmografie von John Huston an!

Mmh, für alles Weitere schreibe ich am besten einen neuen Post.

Freitag, Dezember 05, 2008

www.normanblog.de

NormanBlog ist online!

In Zukunft möchte ich von Blogspot wegkommen und mein Blog in WordPress selbst gestalten und selbst hosten, dann hab ich bessere BackUp-Möglichkeiten und mehr Freiheiten.
Außerdem wird mein Blog dann in die Homepage eingebunden werden.

www.kimali.de auch!

Ich werde eine attraktive Seite für Kimali gestalten, vielleicht flashbasiert, das wollte ich schon lange mal ausprobieren.
Hier wird man sich das Buch dann direkt bestellen können und innerhalb von 24 Stunden ist es auf dem Weg zum Besteller.

Jetzt noch was Privates:

Mein Opa ist vor ein paar Tagen ins Krankenhaus gekommen und heute feiert meine Mutter einen runden Geburtstag. Bei uns ist die Hölle los.

Sonntag, November 09, 2008

Ich komme gerade vom Abschlussball meines Tanzkurses zurück, der Abend verlief eigentlich gut. Ich bin nicht gescheitert, außer am Freestyle, das sind einfach zuviele Bewegungsabläufe in allen Himmelsrichtungen.
Dass ich so gut tanzte, nicht aus der Reihe tanzte, war aber auch ganz klar ein Verdienst meiner Partnerin. Ich hatte großes Glück mit ihr, sie war geduldig mit mir. Da wir einander fremd waren, war die Situation ja nicht ganz einfach, aber wir haben uns verstanden und ich hoffe, der Abend war halbwegs schön für sie. Wenn das denn ging, denn sie hatte gestern noch Fieber. Als ich das erfuhr, wollte ich sie am Liebsten heimschicken und als sie dann Kopfschmerzen hatte und es ihr auch schwindlig zu sein schien - sie schwankte ein wenig, aber ich glaube, das hat sie gar nicht bemerkt - wollte ich auch nicht mehr tanzen. Ich wollte sie nicht quälen, ich sah ihr an, wie dreckig es ihr ging.

Nein, das war keine Ausrede für mich, nicht mehr zu Tanzen.
Ich halte gern eine Frau im Arm und schleudere sie durch den Saal und wie gesagt, ich kann es sogar ganz gut.

Ach, hab ich erwähnt, dass sie toll aussah?
Und das sie mir Pralinen schenkte?
Nougatpralinen?
Von Sarotti!
Ich liebe Nougatpralinen!!
Ich hatte nur einen Blumenstrauß für sie.

Die Musik war wieder zu laut, die Menschen waren zuviele Menschen auf zuwenig Raum und dann dauert es nicht mehr lange, dass meine Stimmung am Boden ist.
Meine Partnerin hatte viele Freunde und Bekannte auf dem Ball, natürlich verbrachte sie da wenig Zeit mit mir, aber ich habe sie wirklich über eine Stunde gesucht, ich war schon unruhig geworden.
Ich hatte mir Gedanken gemacht: Hatte ich etwas Falsches gesagt? Hatte ich mich so blöd angestellt?
Natürlich nicht.

Was wollte sie da mit mir, den sie nicht kannte, der keine interessanten Gesprächsthemen fand und dann auch noch mit dem anderen Typen, den sie nicht kannte, ständig über die verdammten Zeugen Jehovas redete?

Was hatte ich erwartet?
Etwas ganz anderes: Ich hatte erwartet, dass ich auf ganzer Linie scheitern würde und das meine Partnerin sich nach zehn Minuten absetzen und ich mich betrinken würde. So in Etwa, wie die Tanzstunden immer verlaufen waren.

Es war wohl auch meine Angst, dass genau diese Erwartung eintraf, was mich so runtergezogen hat.

Ihren Freund, stellte ich fest, als ich sie dann mit ihm knutschend vorfand, kannte ich schon lange, der ist ein Arsch ;-)

Wieso bekommen die arroganten Arschlöcher, die sogar dumm wie Brot sein können, immer die tollen Frauen, die malen, Klavier spielen und auch noch lustig sind?

Sonntag, Oktober 26, 2008

Norman ist krank :-(

Donnerstagabend, nach dem Fitnesscenter ging es mir noch richtig gut, dann wurde mir flau im Magen und ich dachte, es käme vielleicht von dem Schnitzel, das ich so um 22 Uhr noch gegessen hatte. Ich blieb vorsichtshalber am Freitag lieber zuhause und obwohl ich dick eingepackt war, ist mir nicht warm geworden. Am Mittag war dann alles wieder in Ordnung, ich grub ein wenig Erde im Garten meiner Großeltern um, aß bei ihnen zu Abend und ich dachte, alles sei in Ordnung.
Am Samstagmorgen hatte dann ich ein Stechen im Hinterkopf, Schmerzen im Kiefer und in den Schultern. Ich dachte es käme vom Zähneknirschen, seitdem ich meine neue Schiene habe, ist es eigentlich besser geworden. Naja. Das ging dann auch schnell wieder weg. Ich war nicht lange wach, da ging es für mich schon wieder in den Tanzkurs, ich hatte nicht sonderlich viel Lust drauf und fühlte mich nicht wohl.
So kurz vor 17 Uhr, beim Discofox, bekam ich einen Drehwurm und das Stechen ging schon wieder los. Ich hab dem Tanzlehrer gesagt, dass ich die zweite Stunde nicht da bleiben würde und auch nicht zur Disco am Abend kommen würde. Hat ihn natürlich nicht interessiert, aber egal.
Ich sollte nach dem Tanzkurs noch kurz bei meinen anderen Großeltern vorbeifahren, da erfuhr ich, dass meine Oma schon den ganzen Tag mit Magenkrämpfen flachlag. Ein Virus macht gerade seine Runde, einer meiner Cousins hatte vorgestern auch über 40 Grad Fieber!
Inzwischen war mir richtig schwindlig. Ich saß kurz auf der Couch, da bekam ich einen Hammer-Schüttelfrost. Ich zog mir die Klamotten aus und wickelte mich auf einer Matratze in eine Decke.
Als meine Mutter dann kam um mich abzuholen, sind wir noch in die Notaufnahme gefahren. Meiner Oma geht es wirklich dreckig. Sie sagte, so etwas habe sie seit über 20 Jahren nicht gehabt.
Heute verpasse ich wieder eine Tanzstunde, die vorletzte vor dem Abschlussball, kann nicht mit den Jungs ins Fitnesscenter und morgen nicht in die Schule.
Das muss erst auskuriert werden.
Ich guck den ganzen Tag Filme und rühr mich nicht von der Couch weg.

Mittwoch, Oktober 22, 2008

Mein rechter Arm tut noch immer weh...

...vom Squash.

Ich muss das erst wieder auskurieren, ehe ich wieder trainieren kann.

Donnerstag, Oktober 02, 2008

Damit dürften jetzt endlich alle Verschwörungstheorien über eine gezielte Ausrottung Schwuler und Afrikanischstämmiger durch das angeblich künstliche AIDS-Virus ausgelöscht sein.
Jeder der das jetzt noch behauptet, ist ein geblendeter Idiot.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,581755,00.html

Montag, September 01, 2008

So, bin gerade eben von der Allergologin zurück, ich wollte ein paar Bilder von meinen Armen machen, die mit Nadeln 28 mal rechts und 18 mal links gestochen wurden. Aber die Schwellung und Rötung ist schon sehr weit zurückgegangen. Man sieht nur noch die kleinen Eintrittswunden.
Vorhin war es noch richtig übel.
Scratch- und Prick-Test wurden heute in einem Abwasch erledigt.
Die Sprechstundenhilfe tropfte mir mit kleinen Pipetten Lösungen auf die Unterarme, neben die Nummern, die Martyna, die Auszubildende, mit Kugelschreiber auf meine Arme geschrieben hatte.
Dann nahm sie ein flaches Metallplätchen, das an beiden Seiten eine kleine Schneide aufwies und stach es flink, durch den Tropfen, in die Haut.
Zum Handgelenk hingehend ist meine Haut empfindlicher, habe ich festgestellt und die letzten Stiche waren echt fies. Aber es war auszuhalten.
Ich sollte eigene Lebensmittel mitbringen, die man mir dann in die Haut reiben wollte. Wir haben keine Erdnüsse zuhause, keine Haselnüsse oder Walnüsse, gerade, weil ich sie nicht vertrage und deswegen musste ich eben ein altes Snickers mitnehmen, Hanuta und eine Tafel Sarotti mit ganzen Nüssen.
Wir hatten deswegen viel zu lachen, die Schokolade wurde zerstampft, mein linker Arm aufgeschnitten und die braune Pampe reingerieben.
Ich wartete, wurde in die Ecke gesetzt, unterhielt mich mit anderen Patienten, unter anderem Anne, einer alten Klassenkameradin, sie hatte Schwindelgefühl, knallrote Ohren und verquollene Augen. Sie begutachtete meine Wunden und stimmte mit mir darüber ein, dass es ziemlich gut aussah. Ich wurde zur Ärztin gebeten. Und... ALLES NEGATIV!
Bis auf die Hausstaubmilben konnte so keine Allergie nachgewiesen werden.
Ich sagte zur Ärztin, dass ich, schwachsinnigerweise, enttäuscht sei.
Sie hätte gerne das Snickers gegessen, aber das war abgelaufen und deshalb warf ich es weg. Ich schenkte ihr die Schokolade und ging zu meinen Großeltern, trank einen Schluck Milch und wusch mir die Arme. Dann ging ich gleich, um meinen Bus nach Hause zu erwischen. Ich schnappte unterwegs noch einen Döner, winkte meiner Freundin Aree in der Apotheke und stieg dann in den nächsten Bus nach Hause. Auf halbem Weg fiel mir auf, dass er anders als früher fuhr. Nun, jetzt fährt kein Bus mehr nach Ilbesheim, es gibt keine Schüler mehr aus diesem Dorf in Alzey, die Verbindung wurde eingestellt und ich musste drei Kilometer nach Hause joggen.
Zum Glück hatte ich schon auf Arbeit abgesprochen, dass ich nicht mehr nach Wiesbaden fahren muss, die Zeit beim Arzt muss ich freigestellt werden, da es sich ja um einen Test für das Kreiswehrersatzamt handelte.
Den Rest der Woche arbeite ich die Fehlstunden nach. Dürfte schon nach zwei Tagen erledigt sein.

Heute morgen gehts zum Allergietest für das Kreiswehrersatzamt.
Nachdem ich endlich einen Termin mit der Allergologin ausmachen konnte, rief die vergangene Woche meine Mutter an und erklärte ihr, dass die Überweisung vom Kreiswehrersatzamt nicht mehr gültig, da vom Juni, sei. Ich informierte mich bei der Ärztin, wie sie das meinte. Sie sagte mir das selbe noch einmal und danach rief ich beim Kreiswehrersatzamt an und dort teilte man mir mit, dass die "Überweisungen quartalsfrei" seien und nicht einfach verfallen.
Schon seltsam, dass ich keine Probleme mit dem Arzt der Bundeswehr habe, dort jederzeit einen vernünftigen, interessierten Ansprechpartner finde, der zudem auch noch nett ist...

Donnerstag, Mai 29, 2008

Volltreffer!
Ich hab so langsam den Dreh raus mit den Augentropfen!

Sonntag, Mai 25, 2008

Ich hab eine Bindehautentzündung.


Soweit ich mich zurückerinnern kann, hatte ich noch nie eine Konjunktivitis.
Ich bin sehr zimperlich, was meine Augen angeht.
Vor dem Augenarzt hab ich mehr Angst als vor dem Zahnarzt.
Viele Brillenträger haben empfindliche Augen und mögen Augentropfen nicht, aber ich hab davor fast mehr Angst als vor einem Bohrer. Ich kann meine Augen nicht aufhalten, mir geht die Kontrolle über meine Augenlider verloren. Ärgerlich, deshalb kann ich auch keine Kontaktlinsen tragen.
Ich huste ständig und da ich seit einer halben Woche exzessiv Hustensaft, -bonbons und Tees in mich reinschütte, müssen sowohl die Pseudoerkältung, als auch die Bindehautentzündung ein Zeichen einer meiner Allergien sein.

Ich bin jetzt echt mal gespannt, was die Bundeswehrärzte in meinem Blut finden.
Wahrscheinlich nix, die WOLLEN MICH!

Donnerstag, April 24, 2008

Es war für mich ein Morgen wie jeder andere.

Wecker Nummer Eins reißt mich aus dem Schlaf.
Wecker Nummer Zwei verhindert, dass ich wieder einschlafe.
Ich stehe auf, torkele ins Bad, stoße mich im Dunkeln an Schränken und reiße fast den Wäschetrockner mit.
Ich mache alle Dinge, die man so im Bad tut und trockne mir die Haare vor dem Heizluftgebläse, der Fön ist einfach zu laut. Ich bin ja der erste, der wach ist und ich möchte niemanden zu früh wecken. Dafür sind jetzt aber den Rest des Tages meine Augen trocken.
Ich hüpfe in die Küche, es ist 5:35, ich schmiere meine Brote und ziehe mich dabei an.
Meine Mutter steht auf und fährt mich zum Bahnhof. So läuft es meistens ab.

Ich war wie immer auf eine lange Zugfahrt vorbereitet, aber nicht auf diese!
Gefühlte 10 Stunden von Alzey nach Koblenz, mit nur einem Umstieg in Bingen.
(Genug Zeit um "Indiana Jones und der Tempel des Todes" zu Ende zu lesen. Ein schrecklich schlecht geschriebenes Buch, der Autor James Kahn nahm augenscheinlich einfach das Drehbuch und formulierte die Regieanweisungen in ganze Sätze um.)
Ab und zu sah ich raus und genoss die malerische Rheinlandschaft, Burgen, Denkmäler, Weinberge und schmutzige Lastkähne auf dem stillfließenden Wasser.

In Koblenz sprang ich als erster aus dem Zug und dann ging es im Marschschritt durch den Bahnhof, ich hatte ja einen Termin und ich hasse es unpünktlich zu sein. Ich fand die richtige Buslinie sofort und erkundete dann in der Wartezeit die Umgebung.
Nach einer halbstündigen Fahrt mit der Buslinie 20 und ungezählten Stopps, kam ich schließlich am Bundeswehrkrankenhaus an.

Nach meiner Musterung, bei der ich meine diversen Allergien angegeben hatte, bekam ich ein Schreiben vom Kreiswehrersatzamt, ich solle mich am 23.04 um 9 Uhr im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz zur "Feststellung der Wehrdienst- und Verwendungsfähigkeit hinsichtlich der von Ihnen genannten Allergien" einfinden.

Ich war pünktlich, erfreut darüber püntktlich zu sein und knallte ein Schreiben am Empfang auf die Theke ("Hallo, ich habe einen Termin."). Also schickte die Frau mich in die zweite Etage, rechts zur Dermatologie. Ich rannte die Treppe hoch, ich war zu aufgeregt, um normal zu laufen. Oben dann eine Schlange, ich reihte mich ein, stellte fest, dass es die Schlange zur Urologie war und ging dann einfach in die Anmeldung zur Dermatologie rein. Ich war verwirrt, denn an der Tür stand zwar Anmeldung, darunter allerdings Anmeldung in Raum 11 und das war die Anmeldung zur Urologie, vor der alle standen.
Egal, ich war dann dort im Büro (Hallo, ich habe einen Termin!) Der junge Mann fragte mich ob ich Robin Irgendwas sei.
"Nein, ich bin nicht Robin. Norman Eschenfelder."
Ich zeigte ihm mein Schreiben und er bat mich im Wartezimmer Platz zu nehmen. Im Gang standen Männer, im Wartezimmer waren alle Plätze belegt, so mancher stand auch da rum, sah sich seine Schuhe an, die Wand, die Decke, die gerade aufgerissen wurde, weil irgendjemand Kabel verlegen musste.
Ich lehnte mich in der Tür an und las weiter, bis ich einen Sitzplatz bekam.
Dann saß ich und las.

"Herr Eschenfelden?"
"Ja."
"Eschenfelden oder Eschen..."
"Eschenfelder."
Der Arzt stellte sich vor. Wir gaben uns die Hand.
"Kommen sie bitte mit."
Vorbei an mehreren Untersuchungszimmern, öffnete er eine Tür, trat ein und sagte sofort: "Bitte, setzen sie sich."
Dem leistete ich folge und war froh, endlich, nach über zwei Stunden, aus dem Wartezimmer heraus zu sein. Ich hatte inzwischen weiteres Buch angefangen, "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" (Viel besser als die vorherigen Teile!) und schon zur Hälfte durch. Das Aufklärungsposter über Melanome hatte ich auch schon fast durch...
Ich war mehrmals weggenickt, sein Aufruf hatte mich gerade geweckt.
"So, dann erzählen sie mal."
"Von meinen Allergien?"
"Ja, bei ihrer Musterung wiesen sie auf Nahrungsmittelallergien hin."
"Ich reagiere allergisch auf Nüsse." Ich zählte auf und an den Fingern ab: "Haselnüsse, Walnüsse, Erdnüsse."
Er sagte: "Nüsse." Sah mich an und schrieb es auf die Rückseite eines Dokumentes, das meinen Namen trug. Es war die Überweisung des Kreiswehrersatzamtes an das Krankenhaus.
"Wie äußert sich das bei ihnen?", fragte er.
"Ich habe früher gern Snickers gegessen, aber dann schwoll mir der Hals von den Erdnüssen zu und ich bekam kaum Luft. Ein Kratzen im Rachenraum. Laufende Nase. Das habe ich inzwischen auch öfter wieder beobachtet."
"Was noch?"
"Pollenallergie."
Er zählte ein paar Gräser auf und Birke sagte er, das weiß ich. Er sagte noch mehr, das ich nicht verstand, weil es lateinisch war.
Ich sagte: "Ich denke schon. Ich bekomme Schnupfen, Heuschnupfen."
Der Doktor nannte die wissenschaftliche Bezeichnung erneut und sagte, das heiße Heuschnupfen.
Ich nickte nur. "Von mir aus."
"In welchem Zeitraum tritt das auf."
"Ja... jetzt." Mir lief schon den ganzen Tag die Nase.
"Welche Monate?"
"Mmh, März, April, Mai. Aber dieses Jahr ist es noch nicht so schlimm."
"Worauf reagieren sie noch."
"Ich bin allergisch gegen Klebstoffe. Heftpflaster. Ich hatte vor Kurzem eine Verstauchung und der Arzt machte mir so ein Tape dran, ich bekam von diesem Verband einen mörderischen Ausschlag. Das zog sich dann über den ganzen Körper. Quaddeln am Rücken, überall. Das war im Endeffekt schlimmer als die Verstauchung."
Ich sprach noch von meiner Reaktion auf Süßstoff, dem Ausschlag, der hart und wie eine Elefantenhaut wird und der Wassereinlagerung in meinem Daumen, die ich durch die kaputte Haut und die Bläschen pressen konnte.
"Haben sie schon einmal einen Allergietest gemacht?"
"Nein. Noch keinen."
"Sie sind Abiturient? Da hat man keine Zeit."
"Nur Fachabi."
"Fachabiturient? Also sind sie Abiturient und hatten wichtigeres zu tun."
Auf meiner Stirn standen Fragezeichen.
"Naja, ich mache eine Ausbildung..."
"Ich gehe jetzt nach nebenan und spreche mit unserem Chefallergologen."
"Ok."
"Bis gleich."
Er ging, ich war wieder am wegdösen, weil er mich zehn Minuten lang sitzen ließ und dann kam er zurück. Er lächelte.
"Sie sind ja eine richtige Schatztruhe.", sagte er strahlend.
"Wie bitte?"
"Wenn man sie aufmacht, findet man viele Schätze. Sie haben da eine stattliche Anzahl an allergischen Reaktionen."
Ich sah ihn verwirrt an.
"Sie werden vielleicht stationär begutachtet werden müssen. Wir setzen sie auf eine Reisdiät."
Meine Augenbrauen gingen hoch. "Aha."
"Sie würden dann hier eine Schlafmöglichkeit bekommen."
"Wie lange wäre das?", fragte ich und ahnte Schlimmes.
"5 bis 6 Tage."
"Oha."
Er nahm mir Blut ab und es machte mir nichts aus, die Nadel in meinen Arm dringen zu sehen. Ich war überrascht, wie ruhig ich blieb. Ich war über das viele Blut überrascht. Mit einem Tupfer drückte er auf die Stichwunde. "Halten sie das gedrückt.", sagte er.
Ich übernhahm den Tupfer und fragte nach drei Sekunden: "Reicht das."
"Nein, halten sie ruhig noch gedrückt."
"Ok."
Er nahm ein Hansaplast in die Hand.
Ich nur: "Ähm, Heftpflaster..."
"Ah, tut mir leid.", er lachte kurz. "Dann machen wir besser nichts drauf."
"Ja, denke ich auch."
Ich wusch mir die Hände, sagte Tschüss und ging, ich warf den Tupfer weg, sagte ihm, ich hätte schon weitaus schlimmere Wunden als diese gehabt und zog mich im Gehen an.

Mittwoch, Oktober 24, 2007

Musterung

Gestern wurde ich im Kreiswehrersatzamt Kaiserslautern gemustert, ein denkwürdiges Ereignis in meinem Leben, auch wenn ich noch nicht weiß, was mir das Ausfragen, Ausziehen und Abtasten gebracht hat, außer, dass ich jetzt weiß, das meine Haut 2/3 ist und ich keinen Hodenkrebs habe.

Ich habe ja schon mehrere Schreiben von der Bundeswehr bekommen, zum einen, weil ich so dämlich war und die "Infopost" abonnierte, als ich elf war (wegen der Poster) und weil man mich zu meinem 18. Geburtstag für die Musterung vorgemerkt hatte.

Dann kam das Schreiben, das ich gefürchtet hatte, ein hässlich-grauer Umschlag, dick und vollgestopft mit schlecht kopierten Dokumenten, schief und krumm geschnittene Fetzen. Ich will ja das Layout und Design des Schreibens nicht angreifen, aber es sah einfach Scheiße aus.

Allerdings, wäre ein ästhetisch ansprechender Brief in rosigem Umschlag mit einem höflichen, schmeichelnden Wortlaut und leichtem Rosenduft überaus verstörend gewesen. Somit gibt der Musterungsbescheid einem jeden jungen Mann einen ersten Einblick auf die gefühllose, klinische Atmosphäre, die in solch einem Bundeswehramt vorherrscht.
Nix gegen die Leute selbst, die waren alle sehr nett und erschienen mir wie Gefangene, in ihren kalten, spartanischen Zellen/Büros.

Das Kreiswehrersatzamt (welches ich nicht nennen will) liegt in einem alten Stadtteil und die Umgebung ist sicher die Netteste der ganzen Stadt, es ist ruhig und alte Herrenhäuser säumen die Straße. Die Wegbeschreibung erspare ich mir an dieser Stelle ebenfalls.

Ich sprang also aus dem Auto (wurde von meinen Eltern abgesetzt) und hatte keine Schmetterlinge, ich hatte fiese, unruhige Motten im Bauch. Ein wenig nervös lief ich an einem kleinen Fachwerkhaus vorbei, durch das Tor, das an beiden Seiten mit Bundesadler gekennzeichnet war. Man kann es wirklich schwer übersehen, aber es ist auch nicht SO auffällig, wie gesagt, eigentlich eine schöne Lage. Ein paar Schritte den Berg hoch, führt eine Treppe nach links, man trifft auf einen grauen Betonklotz, den die Architekten und Bauherren in den Sechzigern für das Höchste an Baukunst gehalten haben mussten. Rechts davon steht ein hübsches Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende. Der graue Klotz ist alles andere als in Würde gealtert, wie es manchem Mann vergönnt ist, wie etwa Sean Connery. Es ist aber auch nicht vermoost, alles ist sauber und funktionell. Aber nichts ist organisch, angenehm anzuschauen und auch nur im Mindesten menschenfreundlich.
Unter einer Brücke hindurch, die die beiden Gebäude verbindet, geht es wieder eine Treppe hoch, wieder links und dann wieder eine Treppe und dann stand ich vor der Glastür.
Ich konnte hineinsehen, sah in etwa zwanzig Meter Entfernung einen jungen Mann auf einer kargen Holz-und-Stahl-Sitzgruppe. Ich ging hinein und war immer noch etwas aufgeregt, auch von den vielen Stufen.
Ein tuntig wirkender grauhaariger, kleiner Mann mit Kinnbärtchen und magenta-rosa Knautschhemd (was ihn tuntig wirken lässt) schaute mich an, ich sagte: "Guten Morgen."
Und er wisperte leise: "Setzen sie sich."
Es brauchte einen Moment, bis ich realisierte, dass das eine Stimme war, die mir gebot mich zu setzen.
Ich setzte mich hin, mochte ja nicht ungehörig erscheinen und meine Beine waren ja doch etwas weich.
Norman setzte sein typisches Lächeln auf. Ein wenig möchte ich damit meine Unsicherheit kaschieren und bin auch gleich entspannter, ich bin Herr der Situation.

Da ich mir vorgenommen habe, einen Bericht darüber zu schreiben, war ich die ganze Zeit über besonders aufmerksam, was die Eindrücke angeht, ich kann mich an viele Einzelheiten erinnern, so saß an der Seite des Kinnbärtchens ein junger Mann von 23-25 Jahren und empfing Anweisungen von dem Hemdchen. Er wusste nicht, was er tat, er klickte und tippte, aber was er da tat, wusste er nicht.
Ich gab einen Zettel ab, wegen der Fahrtkostenerstattung.
Er erfasste die Daten und ich sah mich um und erfasste die Menschen, die hier herumstromerten. Links von mir stand eine Frau, auch nicht älter als der junge Mann oder ich. Sie lachte und lachte und ausschlaggebend muss wohl ich gewesen sein, denn Hemdchen lachte ebenfalls, wobei der junge Mann im weißen und roten Pullover noch immer nicht wusste, was er tat. Er lachte auch nicht.
Der wispernde Kinnbart muss vergeblich versucht haben, mich noch ein paar Dinge zu fragen, aber ich hatte einen weiteren Zu-Musternden entdeckt und "musterte" ihn, er war geformt wie ein klumpen Teig, zweimal geknetet und auf die Arbeitsfläche geklatscht. Er sah nicht gut aus (Wenn ich das überhaupt beurteilen kann). Er war unförmig dick und alles an ihm sah falsch aus, seine Nase schief, seine Beine... darin möchte ich mich jetzt nicht ergehen, aber ich dachte darüber nach, wie man ihn mustern würde.
Im allgemeinen Gelächter, in das ich einstimmte, nachdem man mir deutlich gemacht hatte, worum es ging, stand ich auf und setzte mich zu dem anderen Wartenden auf die sitzgruppe. Es waren etwa 20 Stühle, im Rechteck aufgestellt, um zwei oder drei niedrige Tische, die voller "Infopost" und sonstiger Anwerbungshefte waren. Ich setzte mich und einen Moment später wurde der andere weggerufen, ich würde ihm noch mehrmals begegnen. Damit hatte ich nicht gerechnet, sonst hätte ich mich vorgestellt.
Die Stühle waren wie der Rest der Anlage, alt und abgenutzt. An beiden Seiten hatten sie Bogen und Haken, an denen man sie aneinanderhängen konnte um eine Kette zu bilden, entweder erschien das keinem sinnvoll oder es funktionierte nicht, denn die Stühle waren nicht miteinander verbunden. Ich tendiere zu zweitem, allein vom Augenmaß her.
Kaum hatte ich angefangen an dem Roman "The Gun Seller" von Hugh Laurie (Ja, genau der von Dr. House) weiterzulesen, da kam schon Oberst Fritz H. ein hemdsärmeliger, dicker, alter Mann in Pulli und Jeans und ich folgte ihm in sein Büro. Ich möchte jetzt nicht schon wieder von der rohen, antiquarischen, geschmacklosen Ausstattung, den kargen Räumen, den kahlen Wänden sprechen... aber ich muss.
Mein Gott, war der Raum trübsinnig, ein L-förmiger Tisch aus der Nachkriegszeit und ein IBM-PC, der nicht viel neuer sein konnte. Sein Röhrenmonitor flimmerte mit maximal 60 Hertz augenfressend vor sich hin und er erzählte mir, dass er jetzt alles im Computer hätte und dennoch meine Daten auf einem Formular VON HAND erfassen müsse, weil der Server im Hauptquartier ausgefallen sei. Also trug er alles was er eintragen musste in kleine Kästchen ein und fragte mich die Frage aller Fragen:
"Wollen sie Zivil- oder Wehrdienst leisten?"
Ich saß auf einem Stuhl, der bei jeder Bewegung knarzte, also immer, es sei denn... Nein, er knarzte immer, ein Dauer-Knarzen.
"Mmh. Ich bin unentschieden. Die Arbeit in einem Altenheim ist nix für mich, das kann ich nicht, alten Leuten die Windeln wechseln und so. Andererseits weiß ich nicht, ob die Bundeswehr das Richtige für mich ist."
Ok, genau so habe ich es nicht gesagt, aber es kommt nah an das heran, was ich wirklich gesagt habe.
Ein wenig Smalltalk über Süßstoffallergien (meine) und dann brachte er mich zu einer Glastür, über eine Brücke ging ich nun in das alte Gebäude und dort sollte ich mich wieder auf ein paar geräuschmachende Holzstühle setzen, ich wartete und las wieder ein paar Seiten des spannenden Comedythrillers, bis eine Ärztin mich hereinbat. Sie erklärte mir kurz das Prozedere, ich zog die Schuhe aus und sie maß meine Körperhöhe, 1,79m (so steht's in meinem Personalausweis, ich hatte gehofft in den letzten vier Jahren noch einen Zentimeter gewachsen zu sein, hat nicht geklappt), danach auf die Waage, die Anzeige pendelte sich bei 101,8 kg ein.
"Für die Urinprobe nehmen sie diesen Becher und dann stellen sie ihn auf ihr Namensschild."
Das ging mir alles etwas schnell. Ich sollte in einen Plastikbecher pinkeln und diesen dann auf ein Tablett stellen, auf dem bereits ein Becher stand. Die Füllhöhe von drei Zentimetern erschien mir ehrfurchtsgebietend.
"Ich war heute morgen schon auf dem Klo, ich weiß nicht, ob ich soviel rausbekomme.", versicherte ich ihr.
Sie meinte nur, dass immer etwas gehe. Ich zweifelte daran, ich werde niemals mehr daran zweifeln, dass ich auf Kommando pissen kann. Ich ging also aufs WC, das nebenan lag und sobald ich das Porzellan sah... das muss eine Konditionierung sein, wie die Ratten in der Skinnerbox.
Naja, auf jeden Fall war der Becher dann schnell halb voll und ich machte schon ein doofes Gesicht, so mit einem weißen Becher Ausscheidungsflüssigkeit, die zudem warm war. Ich stellte den Becher auf das Tablett und war froh, es los zu sein. Ich musste an Howard Hughes denken, kurz zuvor hatte ich seine Biographie gelesen, in der stand, das er die letzen zwanzig Jahre seines Lebens in Einmachgläser urniert hatte und diese auch auf Reisen immer mittransportieren ließ. Ein sehr interessanter und verstörender Mann, dem Liebschaften mit allen Starlets Hollywoods nachgesagt wird (und Stars wie Cary Grant, der viele Jahre lang sein engster Vertrauter und Geliebter war) wer mehr über den Flugpionier, Misanthropen, Filmproduzenten und Politaktivisten erfahren möchte, der Schuld daran ist, dass John Wayne an Krebs starb, der sollte sich das Buch "Das geheime Leben des Howard Hughes" von Charles Higham kaufen. Man findet das Buch sehr häufig in Remittenden-Krusch-Kisten im Supermarkt, dort ist es für knapp 3 Euro ein lohnenswertes Schnäppchen.
Wieder kam ich dazu eine oder auch zwei Seiten im "Waffenhändler" zu lesen. Das Buch ist EXTREM vergriffen und nicht mehr auf Deutsch erhältlich, derzeit geht es bei eBay für fast 500 Euro über den virtuellen Ladentisch. Ich habe mir daher das englische Original gekauft und gute 490 Euro gespart und zudem mein Englisch damit weiter aufgebessert.
Nächstes Jahr soll eine neue Auflage folgen, mit dem mir unsinnig erscheinenden deutschen Titel "Bockmist", wahrscheinlich weckte der Titel "Waffenhändler" zuviele negative Assoziationen bei den Verlagsmitarbeitern.
Trottel.
Allemittenander.
Ok, zurück zur nächsten Abteilung.

Eine jüngere Ärztin huschte mehrmals vorbei und zu ihr kam ich dann auch um meine sensorischen Fähigkeiten messen zu lassen, Sehen und Hören. Ich verstand es als Wettstreit und bemühte mich echt so schnell wie möglich auf die Signale zu reagieren, die sie mir mit dreißig Jahre alten, roten Kopfhörern vorspielte. Die technische Ausstattung erinnerte mich an die Station "Die Perle" aus "Lost".
Gruselig.
Hier habe ich gut abgeschnitten.
Wieder eine kurze Wartepause und diesmal erhielt ich einen Anruf von Arbeit, ich konnte nicht laut sprechen, da das alte Gewölbe im Gang schallte wie eine römische Katakombe (ich muss es wissen). Ich kam mir doof vor und fragte mich, was die Anruferin wohl dachte. Wahrscheinlich, dass ich doof BIN, weil ich nur "Ja", "Ja" und "Mmh" sagte und das leise und kurzsilbig, um die Frequenz niedrig zu halten. Zumal ich von den Tests doch ein wenig eingeschüchtert war und mein Handy hätte ausschalten müssen, was mir Schilder an den Wänden mehr als nur einmal klarzumachen versuchten.
Der andere Typ, den ich bereits erwähnt habe, kam aus dem letzten Zimmer, in dem ich noch nicht war und er strahlte, er jubelte:

"Ich bin ausgemustert."
Lakonisch entgegnete ich ihm: "Gratulation."
Er ging, meine Anwesenheit bedeutete ihm nichts, seine mir ebenfalls nicht. so ist das, jaja. Zwei Fremde in einem Raum...
Einen Moment später bat mich ein dunkelhaariger Mann in sein Zimmer, ich trat ein. Ein nahezu quadratischer Raum und dabei sehr hoch, so, dass er fast kubisch war.
Ich stand in einem Würfel und bewunderte die Architektur, was ich auch laut sagte.
Was mir einen Kommentar einbrachte, von wegen: "Wem's gefällt."
Zwei Schreibtische, die über Eck aufgestellt waren. Einer für den Arzt, einer für die Assistentin, die jede Benotung und Bemerkung des Arztes in ihrem Computer protokolliert.
Die Assistentin kam mir bekannt vor, ihre Haut... war es Sonnenbräune? Wer weiß, sie hatte auf jeden Fall einen Stecker in der Oberlippe, von mir aus gesehen rechts.
Meine Erinnerung ist längst nicht mehr so frisch, ich weiß nicht mehr, was als erstes geschah. Irgendwann trat er von der Liege weg, nachdem er eine Lage Krepppapier über sie gespannt hatte. Ich zog mich zu irgendeinem Zeitpunkt aus und irgendwann beantwortete ich seine Fragen.

Gerade hab ich überlegt und es muss so gewesen sein, dass ich mich zunächst bis auf die Unterhose auszog.
"Stellen sie sich da hin, Beine dicht beisammen.", sagte er und ich weiß nicht einmal mehr, ob er eine Brille trug, zumindest ist mir keine aufgefallen. Wenn, dann war es ein unauffälliges Gestell.
Ich kam mir ein wenig vor wie ein Mastbulle bei der Fleischbeschau.
Er begutachtete zunächst meine Körperhaltung und dann stellte er sich hinter mich und tastete meine Schultern und den Rücken ab, besonderes Augenmerk war auf mein Hohlkreuz gerichtet.
"LWS 3/4", meinte er dazu.
Ich sollte mich nach vorn beugen, zur Seite, zur anderen Seite. Er klopfte einige Nervzentren ab, ob mir dies oder jenes weh

tat. Nichts tat weh. Es war nicht so unangenehm wie es hätte sein können.
Dann bat er, dass ich mich hinlegte, er überprüfte nun die Beweglichkeit der Beine.

Zu einem anderen Zeitpunkt saß ich auf dem Stuhl und er klopfte und drückte meinen Kopf ab, auch hier keine Besonderheiten.
"Zum Abschluss möchte ich noch ihre Hoden untersuchen.", sagte er. "Drehen sie sich ein wenig zu mir."
Ich hätte auch vor der Frau die Hose runtergelassen, wenn er das gewollt hätte, war aber froh, dass ich mich wegdrehen konnte.

Ein kurzer Griff, zweimal sanfter Druck, hey, der Kerl macht das den ganzen Tag. "So, dann können sie sich wieder anziehen."
Ich beeilte mich mit dem Anziehen und vergaß mein Unterhemd, musste das graue Langarm-T-Shirt wieder ausziehen.
Dann kam die Nachbesprechung.
Vor der Untersuchung hatte er mir bereits ein paar Fragen gestellt, was, weiß ich nicht mehr genau.
Jetzt ging es um meine Krankheiten, welche Kinderkrankheiten ich hatte, welche Krankheiten in der Familie, bei meinen Eltern oder Großeltern vorgekommen sind. Psychische Störungen?
Nee, alles super.
Mann, ich kam mir vor wie der Supersoldat. Genau das, was ich nicht wollte!
Keine erbliche Vorbelastung.
Keine schlimmen Sachen.
Natürlich ist das toll, aber ich hatte gehofft ausgemustert zu werden.
Etwa: "T5, tut mir leid, sie sind ein unnützer Bastard. Wir würden sie nicht einmal als Dämmmaterial unserer Leopard-Panzer einsetzen. Genaugenommen würde ich sie nichtmal an die Nachbarhunde verfüttern, die ich gerade hüte."
So wird es wahrscheinlich nicht kommen.
Ist das nun gut oder schlecht?

Im Vorfeld hatte ich panische Angst und machte alle verrückt, meine Vorgesetzten auf Arbeit, meine Ärzte, meine Mutter.
Mich.

Ich berichtete ihm von meinen Knochenbrüchen, Verstauchungen, allen Kram. Alles wurde aufgenommen und jetzt weiß ich, dass ich da einiges getan habe, um besser dazustehen. Ich habe gelacht und gescherzt, habe meine Allergien damit runtergespielt. Die interessierten ihn auch, er meinte aber nur, ich müsse ja keine Erdnüsse essen und Süßstoff sei ein Luxusartikel.
Er schickte mich zum Empfang zurück.

Das Gebäude hätte mir Angst gemacht, wenn es finsterer gewesen wäre, leere Korridore, kühle, muffige Luft und keine Menschenseele. Ich verlief mich fast und war kurz orientierungslos, ich habe gerade Probleme mir die verwinkelten Gänge und Abzweigungen räumlich vorzustellen.
Auf jeden Fall war ich sehr froh, endlich wieder am Empfang zu sein. Hemdchen und Pullover waren auch da und sie sahen mich entgeistert an, als hätten sie nicht oder nie mehr mit mir gerechnet. Ja, wer weiß, was die Angestellten im Kreiswehrersatz in der Kantine essen?
Ist es unfair, Fritz H. und seine Kollegen als Kannibalen zu bezeichnen?
Ja, durchaus und das auch noch völlig unbegründet.
Ich bin müde.
Wenn ich müde bin, schreibe ich nur noch Scheiß'!
Ich höre gerade Jack Johnson, schön entspannend, würde ich nicht tippen, würde ich echt einschlafen, ich muss ein Gähnen niederringen.
Zurück zum Bericht.
Reiß dich am Riemen, Norman!

"Wie geht es jetzt weiter?", frage ich forsch.

Ach ja, der Zeitensprung ist gewünscht, bringt mehr Abwechslung in die Erzählung. Äußerst unprofessionell, ich weiß, aber ich nenne es Stilmittel und das ist ganz sicher eines meiner Stilmittel. Meine schriftstellerische Werkzeugkiste reicht nur für ein paar bescheidene Improvisi-Improvisitio-Improvisitatio-Impro-ach-Fuck-Improvi-ich-hänge-gerade-echt--improvisieren-Improvisation-Improvisationen.

Na endlich.

Ich bin schon wieder RAUS!
Keine Konzentration mehr.
Verdammt.

Ich fang noch mal an.

"Wie geht es jetzt weiter?", frage ich forsch.
Hemdchen wispert etwas von einem Abschlussgespräch. Ich laufe ein wenig herum und dann kommt er:
Gefreiter Sevnovcivci (oder so, auf jeden Fall slawisch und mit vielen v und c) sprach mich an und ich befürchte das Schlimmste, als er fragt: "Bist du Student?"
Ich versuche jetzt mal den Dialog wiederzugeben.
Norman: "Student?"
Senvocvici: "Mmh."
Norman: "Wieso?"
Sevcivcivicvi: "Du kommst mir so entspannt vor."
Ich ziehe eine Grimasse, die meinen Unglauben zeigen soll.
Norman: "Ach ja? Das liegt sicher an der Tasche."
Ich deute auf meine braune Messenger-Bag.
Svenvici: "So locker und so."
Er imitiert mich und stellte sich entspannt hin, das macht er gut, glaube ich.
Und da durchschaue ich den Gefreiten Snvevicin, er war dazu abgestellt, den Gemusterten Honig um den Mund zu schmieren, ihnen gut zuzusprechen.

Und wieder in Vergangenheitsform:

Ich las das in Snicvics Augen.
Ich setzte mich auf eine Holzbank und - oh, Wunder - sie gab keinen Ton von sich, wahrscheinlich hatte sie aufgegeben, sich gegen ihre Funktion zu sträuben. Schwächling!
Senovic stellte mir die Frage aller Fragen: "Willst du Zivildienst machen oder zum Bund gehen?"
Norman: "Oh, ich bin unentschieden."
Meine Standardantwort, ein Running Gag wie mir schien, wäre dies eine Realityshow.
Oh, wie ich diese Realityshows hasse!
Sevivic: "An deiner Stelle würde ich zum Bund gehen."
Ich verkniff mir, ihm zu sagen, dass er das getan hatte.
Ab da hatte ich mein Urteil über Svivecin gebildet und ich spielte mit ihm.
Er machte nur seinen Job, klar, aber ich hab etwas gegen Manipulation.
Ich fütterte ihn in den nächsten Minuten mit widersprüchlichen Aussagen und er nahm sie nicht wahr. Egal was ich sagte, egal wie sehr ich ihn "dummlaberte", er bekam es nicht mit, weil er einzig und allein mit mir sprach, um mich zum Bund zu bekehren.
Hab ich euch schon mal gesagt, wie sehr ich das Missionarstum hasse?
Anderen eine Meinung aufzuzwingen?
Ich sagte ihm zum Beispiel, dass Uniformen nicht meine Sache wären und dann fragte ich ihn mehrmals, ob man die Kleidung nach der Dienstzeit behalten kann, sie würde mir gefallen und das wäre genau mein Kleidungsstil. Wenn der Bund mich dann nehmen sollte, müsste ich mich nicht sonderlich umstellen.
Pah!
Gut, vielleicht stand er auch einfach auf mich...

Mickey Blue Eyes unterbrach uns und bat mich in sein Büro und ich nenne ihn so, weil seine blauen Augen alles waren, was mir in Erinnerung geblieben ist. Er hatte unwahrscheinlich blaue Augen in seinem dunklen Gesicht (schwarze Haare, ganz klar arisch-fälische Rasse, wie aus dem Geschichtsbuch, das wir in der 10. Klasse hatten).
Auch er fragte mich die Frage aller Fragen und ich gab meinen Running Gag von mir.
Es war echt nicht lustig, aber ich amüsierte mich trotzdem.
Sein Büro war öde wie das All jenseits des Jupiter. Es gab nichts zu sehen, also blickte ich auf seinen Monitor. Ich hörte ihm nicht mehr zu, als er mir von Psychotests und so erzählte, die ich noch vor mir hätte. Ich hab keine Ahnung, was er noch sagte, aber ich hab irgendetwas unterschrieben. Ich sah mich so um und da schaute ich auch auf seinen Laserdrucker.
Da stand doch tatsächlich: "Ausgesondert 09-2005"
Der Drucker war doch tatsächlich seit über zwei Jahren nicht mehr im Bestand der BW weil er eigentlich in den Müll gehörte. Ich sprach ihn darauf an und er zog dann vom Leder, ließ sich richtig über den "Verein" aus und wie schlecht alles ist. Angesichts des flackernden Bildschirms, der in seiner Monumentalität sogar Deep Thought in den Schatten stellte, konnte ich ihm nur zustimmen. Die ganzen Geräte hätten sie seiner Aussage nach mit nach Afghanistan nehmen können, dort hätte man sie in den Schulen verwenden können. Ich stimmte ihm zu und sagte, dass es allein aus Kostengründen, wegen Stromeinsparung, sinnvoll wäre auf Flachbildschirme umzusteigen. Er lachte: "Ja, natürlich, ich weiß. Aber die BWI stellt ja nur die Geräte bereit, denen ist es egal, wieviel Strom sie verbrauchen."
In der Hochburg der deutschen Demokratie stieß ich wieder auf ihre Grenzen, wohin die Dezentralisierung führen kann. Natürlich war es dann ein leichtes von der Ausgliederung der Computerbestände auf ein eigenes Unternehmen, zu der Privatisierung der Post, der Telekom und der Bahn zu kommen. Wir pushten uns gegenseitig und hetzten noch ein paar Minuten lang gegen Staat und Demokratie, so nahe an einem Regierungssturz war das Kreiswehrersatzamt noch nie!
Als Nächstes muss ich jetzt zum Orthopäden um meine LWS noch mal überprüfen zu lassen. Womöglich war es das noch nicht, wir werden sehen.

Donnerstag, September 27, 2007

Am letzten Wochenende war Winzerfest, das größte Volksfest in unserem Kreis, nach dem Bierfest, dem Kaffee-, Milch- und dem Spülmittelfest (nur Quatsch).

Ich bin ja eigentlich kein Biertrinker, ich genieße lieber einen guten Tropfen Wein - alles in Maßen, bei Festivitäten mal ein Glas - aber das Alzeyer Volker Bräu ist wirklich sehr gut. Lecker malzig.
Alle tranken mal aus meinem Glas und am Montag hatte ich dann einen Immunsystemseinbruch und eine Erkältung hat mich jetzt seitdem im Griff.
Mit allen physischen Erscheinungen:
Rissige, wunde Haut vom Naseputzen, Schwächegefühl, etc.
Aber das kennt ja jeder, sicher auch der Mann, den ich am letzten Montag im Alzeyer Real traf:
Jürgen Drews
Ich muss gestehen, ich war nie einer seiner großen Fans und finde viele Auftritte mehr als nur albern, aber er erschien mir doch sehr sympathisch und natürlich.
Er hat mir sogar zugezwinkert!
Davon werde ich noch meinen Enkelkindern erzählen, unglaublich!
Ich hab zwei Autogramme abgestaubt, doch das Denkwürdigste an dieser Begegnung war, dass ich feststellen konnte, dass dieser Kerl einen Scheiß darauf gibt, was die Leute von ihm denken.
Ein mutiger Kerl.

Wer diese Erkenntnis auch gewinnen möchte, hat in weiteren Supermärkten die Chance dazu:
http://www.presseportal.de/pm/54178/1050782/ebly

Freitag, Juli 13, 2007

Gestern Nacht habe ich mich mit meinem kleinen Bruder in der Wolle gehabt, ich wollte schlafen, er toben. Irgendwie habe ich mir bei der halbherzigen, handgreiflichen Auseinandersetzung den rechten Ringfinger am ersten Gelenk überdehnt (Ich fuchtelte mit den Händen vor ihm herum und jammerte, dass ich müde sei, da ging er mit dem Kopf vor und traf meinen Finger mit der Stirn). Ein stechender Schmerz ist durch mich gefahren und ich dachte schon er wäre gebrochen, fühlte sich genauso an und ich muss es ja wissen...

Heute morgen war der Finger dann etwas geschwollen, ich habe ihn mit Diclac eingerieben und dann Küchenkrepp darum gelegt, es ist steif genug um den Finger ruhigzustellen, aber ich kann sogar mit ihm tippen und solange das funktioniert, habe ich auch auf Arbeit keine Probleme ;-)

Mittwoch, März 28, 2007

Kratz mich!

Der heutige Eintrag dreht sich in vielerlei Hinsicht um das Kratzen und den Juckreiz, keine Sorge, hier wird es nicht schmutzig oder eklig...aber sicher hochinteressant.

Ich hatte mir vorige Woche eine Muskelzerrung im linken Fuß zugezogen und der liebe Doktor hat mir einen Druckverband angelegt, leider musste ich jetzt feststellen, dass ich gegen das elastische Tape allergisch bin. Damit reiht sich das Verbandsmaterial zu Kleber, Süßstoffen, diversen Nüssen und Heftpflastern, wogegen ich auch allergisch bin.
Mein Fuß ist elefantenmenschmäßig angeschwollen und die Haut hatte auch die rauhe, spröde Beschaffenheit von Elefantenhaut, war auch zunächst ähnlich unempfindlich, allerdings ziemlich rot.
UND ES JUCKT!
Mannomann, ich habe natürlich schon einiges an Cremes und Gels aufgetragen, was auch hilft, aber den Ausschlag nicht verschwinden lässt.
Soviel dazu.

Warum ich nicht zum Arzt gehe?
Keine Zeit! Überhaupt keine Zeit!

Mein neuer Roman KIMALI holt gerade Luft für den Endspurt, nach fast 400 handschriftlichen Seiten kann ich das Ende sehen und habe damit schon einen gewaltigen Schritt hin zum Abschluss meines dritten Romans gemacht.
Es ist ein gesellschaftskritischer Text, der mit manchem Klischee spielt und vielleicht auch ein wenig schockiert, ich hab mir bei den Charakteren sehr viel Mühe gegeben und versucht, ihnen extrem viel Tiefe zu geben. Der Leser ist nicht distanziert von dem Seelenleben der Personen und erlebt die Geschichte damit hautnah. Ich seziere die Handlung, reflektiere sie und greife in zweiter Ebene auf vergangene sowie zukünftige Geschehnisse zurück.
Was ist wahr?
Es beginnt und endet mit einem gefolterten Mann in einem stickigen Hotelzimmer, soviel sei verraten und das es ein James-Bond-Roman ist, den ich ja schon früher einmal erwähnt habe.

Doch was hat das jetzt mit Juckreiz und Kratzen zu tun?

Kimali ist ein Wort, dass ich mir bei den Trobriand-Insulanern aus Papua-Neuguinea ausgeliehen habe, es steht für die Praxis, dass sich die - ursprünglich kannibalischen - Ureinwohner, beim Sex den Rücken blutig kratzen.
Cool, dieses Wort als Buchtitel zu benutzen, oder?
Jetzt könnt ihr raten, wie der Folgeroman heißt!

Links zu Kimali:
http://matriarchat.info/zusammenleben/liebeslust-versus-missionarsstellung.html
http://www.janesoceania.com/trobriands_erotic_life/index.htm