Freitag, Februar 02, 2007

Vor über einem Jahr habe ich alle

Dan Brown - Bücher

gelesen und jetzt habe ich genügend Abstand bekommen, um die Romane wirklich objektiv zu bewerten.

Das erste Buch von Dan Brown, das ich gelesen habe, war "Illuminati" (im Original "Angels & Demons") ein aufregendes und sehr kurzweiliges Buch und diese Pseudoauthentizität (die mich an den Folgewerken, die in Amerika eigentlich früher erschienen sind, am meisten stört) ist noch nicht ganz so aufdringlich. Robert "Bobby" Langdon, der in der Verfilmung von Tom Hanks gespielt werden wird, jagt durch Rom und die Vatikanstadt, kriecht durch Kanäle und dringt in Gruften ein, in bester Indiana Jones-Manier und das macht einfach Spaß.
Auch wenn die Frauenrolle einzig und allein dafür geschaffen wurde um einige Klischees zu verfestigen, ist es ein guter Roman, der es versteht, genug Sympathie für die Bösewichter aufzubringen, damit man als Nihilist hin- und hergerissen ist, zwischen der teilweise verdienten Vernichtung des christlichen Religionszentrums Vatikanstadt - mitsamt all der unschätzbar wertvollen Kulturschätze - und dem Sieg des Guten über des Bösen.
Das Ende selbst ist wieder zuckrig und Langdon mutiert zu einem unsterblichen McLane-Verschnitt, der dem Tod auf die eine oder andere abwegige Weise ein Schnippchen schlägt.
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Meteor (engl. Original: "Deception Point") habe ich einige Zeit darauf gelesen und dieses Buch ist wie abgestandener Apfelsaft, schal und wässrig und irgendwie steckt da ein Pilz drin, er trübt die Brühe und man schmeckt ihn auch schon, aber man sieht ihn noch nicht.
Der Roman gärt vor sich hin und wird zum Ende hin einfach ungenießbar.
Halb Politik-Schmonzette, Halb Action-Thriller und irgendwie noch eine Hälfte Romanze, das macht einundeinhalb Bücher in einem Buch, da sieht man doch ganz deutlich, wie aufgebläht der Saft, äh...das Buch ist.
Zunächst bringt es viel Spannung, die in atemberaubende Science-fiction-Szenerien verläuft und der Leser ist mitgerissen. Außerirdisches, fossiliertes Leben, seit Jahrtausendem im Permafrost gefangen und die NASA möchte den Meteor aus dem Stein rausschälen, baut eine gigantische Station auf, macht viel Trara und am Ende ist alles nur ein medienwirksames Fake um die Weltraumbehörde zu diskreditieren.
Meteor beginnt gut, hat ein paar überraschende Plots und bietet viel Technikschnickschnack, das Buch ist regelrecht überladen damit und dann sind da noch alberne Persönlichkeiten, unglaubwürdige Witzfiguren wie aus einem Kinderbuch, die zu Hauptcharakteren erhoben werden, am Ende hat es wohl ein Happyend aber das war auch schon alles.
Ich Nachhinein ärgere ich mich fast das Buch gekauft zu haben, aber nicht, es gelesen zu haben, denn es bietet ein paar Stunden kurzweilige Unterhaltung. Ganz genau so, als würde man Big Brother in eine undichte Mondstation verlagern, gerade in dem Moment, in dem die Sonnenprotuberanzen ihren Jahrtausendhöhepunkt erreichen.
Man könnte der Metastasenbildung live zusehen!
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Diabolus (engl. Original: "Digital Fortress") ist Browns ältestes Machwerk und als ich es las, begann ich etwas zu verstehen! Dieser ach-so-talentierte Schriftsteller baut in jedem seiner Spannungsromane die selbe Verkettung auf, überall gibt es die Beziehung des Hauptcharakters zu einer Frau bzw. einem Mann und den älteren Herrn, der im Lauf der Handlung seine Position als Antipol einnimmt, der nur seine eigenen Ziele verfolgt und den Hauptcharakter und die verbandelte Frau bzw. Mann für seine Pläne missbraucht - etwa als Geisel - und damit den Hauptcharakter unter Druck setzt.
Bei Diabolus geht um einen unknackbaren Code und die geheime Cracker-Abteilung der NSA, eigentlich ganz spannender Stoff und der ist es auch über mehrere hundert Seiten.
Diabolus ist mein Favorit unter den Dan-Brown-Büchern, aber das Ende reißt alles wieder gezwungen herum und das macht alles kaputt, wieder so etwas, das in allen Brownies vorkommt, diese Zwanghaftigkeit in der Handlung der Akteure.
Dan Brown schreibt nicht intuitiv und lässt sich von der Geschichte treiben, er hat sie vorgefertigt, es ist eine mathematische Formel, die für ihn nur eine Lösung bereit hält.
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Sakrileg (engl. Original: "The DaVinci Code") ist sehr schwachbrüstig. Natürlich hat der gute Mann recherchiert, hat einige Bücher über die Rosenkreuzer und Maria Magdalena vom Bestsellertisch in seiner Lieblingsbuchhandlung abgegriffen und verpackt nun diese ganze nihilistische Ideologie - wollen wir nicht bestreiten, dass sie zwar nicht gänzlich schlüssig ist, aber dennoch weitaus glaubwürdiger als die Heilslehre unseres Pontifex - in einen durchschnittlichen Spannungsroman.
Hier werden Seifenstücke aus Fenstern geworfen!
Die Story liest sich ... naja, sie liest sich einfach, es ist nicht besonders aufregend. Bobby und se ine obligatorische Französin reisen durch Westeuropa, sie sind auf der Flucht vor der Polizei, da man Bobby Langdon des Mordes an einem alten Perversen verdächtigt, der in seltsamen Kutten und Ritualen der Fleischeslust auf Übergewichtige frönt. Nebenbei erzählt Bobby, der schmalzlockige Ex-Schwimmer im Cordjäckchen von den diversen Theorien die ein paar Journalisten und Wissenschaftler in den Siebzigern aufgestellt haben: Lincoln, Baigent und Leigh, die Bestsellerautoren vieler erfolgreicher Sachbücher zur Gralsthematik werden dabei zu einer Person verwurstet, namens Sir Leigh Teabing.
Wobei der Vorname unter den erwähnten Schriftstellern noch unschwer zu finden ist, gab sich Dannyboy Brown bei dem Nachnamen richtig viel Mühe, Teabing ist ein Anagramm des Namens Baigent. Dass Dannyboy auf Wortverdrehung steht, ist seit Illuminati kein Geheimnis.
Dieser Leigh Teabing ist der gesetzte ältere Herr, der wie bereits mehrfach erwähnt, in jedem Buch Einzug hält, der zunächst scheinbar zu den Guten gehört und dann seine Gesinnung gegen Ende erkennen lässt, die nicht minder um etwa 170 bis 190 Grad entgegengesetzt zu der bisherigen Darstellung liegt.
Interessanteste Figur ist immer noch der Albino-Killer Silas, oder von mir auch liebevoll Lassi genannt, da hier ja alles bei Verdrehung des Wortsinnes seinen wahren Sinn und Zweck enthüllt.
Ich mag Sargkeil, Verzeihung, Sakrileg nicht und bin auch nicht ins Kino, als unser allerliebster Ham Stonk ... äh ... Tom Hanks in der Figur des depperten Bobby Langdon über das Zelluloid geholpert ist.
Vielleicht warte ich sogar darauf, dass er im Fernsehen kommt, eigentlich passt dieser Film hervorragend zu RTL mit späterer Ausschlachtung bei RTL2 (maximal dreimal pro Nacht, wie damals bei "Wyatt Earp").
Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass er auf ProSieben läuft,
hier hat man ja bereits viel Gespür für die Thematik entwickelt (Wunder Welt Wissen, Galileo, Galileo Mystery, etc.) Und daraufhin bei Sat1, jedesmal wenn der Bulle von Tölz ausfällt, weil stattdessen eine Fußballübertragung stattfindet, die dann wegen schlechter Witterung oder Koks in der Trainerkabine abgesagt werden muss.
Zeitverschwendung, wer hier etwas Neues erfahren will. Lest lieber gleich die Bücher von LBL alias Lincoln, Baigent und Leigh alias Die Heilige Dreifaltigkeit.
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Fassen wir zusammen:

Man kann die Brownschen Machwerke alle genüßlich über einen Kamm scheren, so wie ich es getan habe, dennoch gibt es Millionen begeisterte Leser, zu denen ich mich nicht zähle.
Dan Brown bietet unterhaltsame Spannungsliteratur für den kulturinteressierten Durchschnittsleser und genau hierin liegt sein Erfolg begründet.
Allerdings sollte man vorsichtig sein, was seine verschwörerischen Ansichten angeht.

Wer mehr erfahren möchte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dan_Brown
http://www.dan-brown.de/