Dienstag, Dezember 02, 2008

Ich habe schon seit über einem Jahr keine ausführliche Buchkritik mehr geliefert.
Das ist Fakt, doch jetzt frage ich mich, wieso?

Ich habe ja nicht aufgehört zu lesen.

Waren die Bücher es vielleicht einfach nicht wert, etwas über sie zu schreiben?

Nein, das kann auch nicht sein.

Die Wahrheit ist, ich bin zu faul mir über jedes Buch meine Gedanken zu machen. Zum Teil weil ich wenig Zeit nach der Arbeit habe und mit meinen oberflächlichen Betrachtungen unzufrieden war. Ich schrieb doch immer nur dasselbe:

Das Buch ist toll.

Ja, das war's dann. Ich begründete nicht richtig und schrieb häufig nur, damit etwas geschrieben war.

Ein oder zwei Bücher hab ich so schon wieder für mich selbst in Vergessenheit geraten lassen, die mich wirklich zum Nachdenken gebracht haben, mich inspirierten. Der Rest war zum Teil wirklich bedeutungslos. Eine Aufzählung der Bücher, die ich in der Zwischenzeit gelesen habe, wäre auch mehr oder weniger sinnlos. Vielleicht hole ich die Kritiken von ein paar der Bücher nach und beschäftige mich ein wenig ausführlicher mit ihnen. Mal sehen.

Ich glaube mein Problem ist es, dass ich Kritiken nicht so schreiben kann wie Roger Ebert zum Beispiel. Sie sind humorvoll, oft zynisch, treffen auf den Punkt und machen klipp und klar, was Ebert denkt. Ich will das lernen, ich muss das lernen.

In Zukunft will ich öfter wieder Bücher zerpflücken und kritisieren.

Gerade decke ich mich mit einer ganzen Flut von Pulp-Romanen ein. Meine letzten Arbeiten, Kimali, Kubilabala und Mitakuku sind nichts anderes als Pulp. Reine Unterhaltung, grenzwärtig in allgemeinem Geschmack- und Stilempfinden. Häufig überdreht, überzeichnet, mit hartem Einschlag zum comic relief. Ich will intelligenten, schwarzen Humor liefern und deswegen studiere ich jetzt Bücher wie "Go-Go Girls of the Apocalypse" und "The Gun Seller".

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Bücher mich direkt beim Schreiben beeinflussen. Ich eigne mir den Stil und die Sprache des Autoren an, den ich gerade lese. Es ist mir aufgefallen, es kam nicht häufig vor, aber es ist passiert und ich möchte nicht schreiben wie der und der, ich möchte nicht der deutsche Sowieso sein. Ich will etwas eigenes machen.
Unmöglich?
Nein, nichts ist unmöglich.

Verlage bemühen immer wieder Vergleiche, so wird Andreas Eschbach (den ich außerordentlich schätze) "der deutsche Michael Crichton (den ich ebenfalls über alle Maßen schätze)" genannt. Das ist Unsinn. Eschbach ist ein viel besserer Autor. Nur weil er wissenschaftliche Themen aufgreift und immer authentisch bleibt?
Crichtons Verdienst war es, komplizierteste Zusammenhänge spannend wiederzugeben. Seine Romane zählen zu meinen absoluten Lieblingen in meiner Sammlung. Ich habe sie alle auf Deutsch und Englisch.
Englisch, in letzter Zeit lese ich häufig englisch. Mein Englisch ist (überraschenderweise) inzwischen so gut, dass ich überhaupt keine Probleme mehr habe irgendetwas zu verstehen. Tatsächlich habe ich mich schon dabei ertappt, wie ich auf Englisch dachte!

Ein weiterer Vorteil beim Lesen englischer Literatur, den ich mir vielleicht auch nur einbilde, ist, dass ich keinen Stil mehr kopiere, da ich in einer anderen Sprache schreibe, als lese. Ist das möglich?

Mmh, wo wir gerade bei Eschbach waren... Eschbachs Figuren haben eine tiefere Psyche, Crichtons Figuren sind (bis auf wenige Ausnahmen) immer nur Marionetten der Handlung und haben keine Tiefe. Sie sind Scherenschnitte, agieren hölzern, sprechen hölzern, sind hölzern wie Pinocchio, der sich wünscht ein wahrer, echter Junge zu sein.

Eschbachs Stil ähnelt in meinen Augen eher dem Stephen Kings.

Gewagte Äußerung.

Stephen King ist der wahrscheinlich meist unterschätzte Autor den es überhaupt gibt. Für viele ist er nur der Typ, der Horrorschund schreibt. Horror wird immer noch mit Schund gleich gesetzt, dabei liegt hier der Ursprung der modernen Literatur, mit Klassikern wie Robert Louis Stevensons "Dr. Jekyll and Mr. Hyde", "Frankenstein" von Mary Shelley und Bram Stokers "Dracula" (Ähem, hab ich alle ;-) )
Wenn ich nur an Kings ersten großen Meilenstein denke, "Shining", buhahaha, da stellen sich mir gleich wieder die Nackenhaare auf. Das ist eines von vielleicht einer Handvoll Büchern, die mir wirklich Angst machten. King erschafft Figuren, die absolut glaubwürdig und menschlich sind, die atmen und auch oft schlimme Dinge tun. Die Figuren in Kings Büchern sind bis in die kleinste, unbedeutendste Figur mit Seele ausgestattet.

Was erzählt der da? Seele? Wie kann eine erfundene Figur, die nur mit Worten beschrieben wird, eine Seele entwickeln?

Das ist es, was Stephen King ausmacht.

Andreas Eschbach erreicht nicht oft die emotionale Tiefe, aber seine Figuren sind nicht einfach nur Namen auf einem Blatt Papier. Er legt sie mit Geschichte und Gefühlen an, lässt den Leser an den Gedanken, Ängsten und Gefühlen teil haben.
Ein Autor wie King oder Eschbach muss viel Empathie besitzen.

Besitze ich die auch?

Wie so oft kann man das selbst nicht beurteilen.

Ich bin gespannt, was man in Zukunft über mich schreiben und sagen wird.

Gerade hat ein Junge mit mir Kontakt aufgenommen, er hat mich einfach bei ICQ geaddet und mich um eine druckbare .pdf von Isla Hupia gebeten. Nach kurzem Chat habe ich sie ihm dann geschickt. Und was macht er, gänzlich unerwartet? Er lobt mich, er lobt das Buch!

Bin ich so von Selbstzweifeln zerfressen, dass mir entgangen ist, wie gut Isla Hupia ist?
Trotz der Naivität, die ich an den Tag legte, mit 11 Jahren, als ich das Buch schrieb?

Ganz objektiv betrachtet bietet auch Isla Hupia alles, was ein unterhaltsamer Roman haben muss.
Interessante Charaktere, eine fesselnde Handlung, Liebe zum Detail, Epik, Humor und sogar eine Liebesbeziehung.

Das Buch hat das alles.

Auch meine Liebe zum Schund.