Dienstag, Dezember 23, 2008

Zero Cool

von John Lange

Wir schreiben das Jahr 1967, der amerikanische Radiologe Peter Ross macht Urlaub in Spaniens Süden und gerät total unverschuldet zwischen die Linien zweier dubioser Mächte, die auf der Suche nach einem mysteriösen Artefakt sind.

Er flaniert am Strand zwischen anderen - zumeist weiblichen - Urlaubern, die in knappen Bikinis in der Sonne baden, als ein kleiner Mann ihm droht, eine Obduktion NICHT vorzunehmen, sonst werde man ihn töten. Ross ignoriert ihn und schäkert lieber mit der schwarzhaarigen Schönheit die nur einen Hauch Pink trägt.

John Lange zappt von einem europäischen Schauplatz zum nächsten, als wäre Europa für ihn ein Ort, ein Spielplatz mit winzigen Entfernungen, auf dem er sich austoben darf. Wir lassen ihm das durchgehen, für einen Amerikaner kann das unter Umständen so wirken, wenn er morgens 20 Kilometer fährt um Cornflakes und Instantkartoffelbrei im nächsten Walmart zu kaufen.

Der Stil ist schnörkellos und straight-forward, ich habe das Buch auf Englisch gelesen und hatte mal überhaupt gar kein Problem es zu verstehen. Es ist also auch für Leute mit weniger Fremdsprachenkenntnis gut und leicht zu lesen.

John Lange ist ein entspannter Autor. Er schreibt einfach, ich glaube nicht, dass er sich  bei der Arbeit an "Zero Cool" besonders viel um Glaubwürdigkeit und Zielsetzung der Figuren geschert hat. Er hatte seinen Spaß und das ist das einzige, was man ihm dabei zugute halten kann. Sein Erzählen ist immer distanziert und transportiert wenig bis gar kein Gefühl.
Die Charakterzeichnung ist dürftig, man erfährt nahezu nichts über die Akteure, ein wenig Informationen über Aussehen und Verhalten sind schon nötig, damit man sich selbst ein Bild machen kann. Er entwirft oberflächliche Charaktere, ohne Seele, es gibt keine Möglichkeit sich mit den Figuren anzufreunden, sie sind ausgestattet allein mit einer Funktion und eindimensional.
Es sind zum Teil absurde Figuren, die er auftreten lässt, wie den "Grafen", den "Texaner" oder den "Professor". Comic-Relief.

Das alles sind Kritikpunkte, die einem bekannt vorkommen können... wenn man die Bibliografie von  Michael Crichton kennt.

John Lange ist Michael Crichton!

Crichton finanzierte sich sein Studium mit kurzen Romanen, die unter Pseudonym in Revolverblättern veröffentlicht wurden. Dieser hier war sein sechster Roman unter dem Namen John Lange und er veröffentlichte ihn 1969. Im gleichen Jahr brachte er auch das Buch heraus, mit dem er seinen großen Durchbruch (unter richtigen Namen) hatte: "The Andromeda Strain"
Dieses Buch hat einen sehr guten Sci-Fi-Film nach sich gezogen und das Genre maßgeblich beeinflusst.

"Zero Cool" ist Pulp Fiction. Ein Einfach-so-Krimi, der nicht mehr
sein möchte als leichte Unterhaltung. Das fließt dann auch in meine
Note ein, denn es ist nahezu perfekte Pulp Fiction.

Erwähnenswert ist noch, dass Crichton für die Neuveröffentlichung in der Reihe "Hard Case Crime"  seinen Roman durchgesehen und ein einleitendes und ein Abschlusskapitel geschrieben hat.

Note: 2- (Mit viel Wohlwollen)