Montag, November 02, 2009

Was bei mir so läuft…

Seit nun einer Woche bin ich in einer zwangsverordneten Fortbildungsmaßnahme der Arbeitsagentur bei der Förderakademie der Wirtschaft. Klingt toll, gell?

Ich sitze da mit drei Jungs in meinem Alter und 10 Männern zwischen 40 und 60 und die liebe Mary-Lou, die ohne uns Arbeitslose auch arbeitslos wäre und so schließt sich der Kreis in diesem seltsamen Machtgefüge, gibt sich große Mühe uns mit einem Ordner, den die Bundesagentur für Bildung erstellt hat, zu langweilen. Im Grunde ist es ganz einfach, ein Blatt Papier würde genügen. Obendrüber die Frage: “Was kannst du, was willst du machen?”

Auf über 90 Seiten dickem Karton sind Tabellen auszufüllen. Welche Praktika man absolviert hat, welche Hobbies man hat, sogar wie viele Freunde man hat, soll man da eintragen. Rechts von mir sitzt ein Türke über 50. Er versteht sehr schlecht Deutsch und der Amerikaner Kenneth und ich haben es bereits aufgegeben, ihm etwas zu erklären. Zumal Mary-Lou uns mehrmals bat, es zu unterlassen und sie ließ ihn auch nicht auf Türkisch in den Ordner schreiben, obwohl dieser, wie sie mehrmals betont, unser Eigentum sei. Links sitzt T. H., er ist Maler und Lackierer und ich will wirklich über niemanden da schlecht sprechen. Alles gute, nette Männer. Und eine etwa 50-Jährige Frau. Aber dass er Maler und Lackierer ist, erwähnt T. H. mir dann doch zu oft! Bei jeder Gelegenheit und er stellt ständig fest, dass er “diesen Scheiß” noch nie gebraucht hat.

Mary-Lou nannte mich ihren Klassenbesten und überhaupt scheint sie überrascht zu sein, dass wir sie nicht bespucken und beleidigen, wie es der gewöhnliche, asoziale Langzeitarbeitslose wohl macht. Zum Glück gehören wir nicht dazu, unser Türkischer Kamerad ist erst seit zwei Wochen arbeitslos. Und Zack, hat diese Maßnahme ihn sich geschnappt!

Dieser Kurs – ich nenne es jetzt Kurs, das ist viel netter – dauert 4 Wochen, dann folgt ein zweiwöchiges Praktikum und in der Zwischenzeit belästigt mich das Arbeitsamt nicht mehr. Ich glaube, die Arbeitslosenzahlen sind so krass gefallen, weil überall diese Maßnahmen begonnen haben!

So wie 1-Euro-Jobber ja keine Arbeitslose mehr sind…

Die Politik der Regierung, die ich nicht gewählt habe ist eine Sauerei sondergleichen, diese Hartz-Module… eigentlich müsste man Hartz als Verbrecher an der Menschlichkeit öffentlich auspeitschen lassen und ich kann euch sagen, ich würde sie nicht zurückhalten!

Ich bin also bis Mitte März 2010 in diesem Kurs gemeldet und man versucht dort eine Stelle für mich zu finden. Ganz egal, dass zwei Wochen später schon mein Zivildienst beginnt!

Es ist ja nicht so, als würde ich nicht darauf hinweisen. Wir unterhalten uns ja den ganzen Tag nur und jeder klagt der Allgemeinheit sein Leid. Ich finde das alles ganz sinnvoll und diese Männer haben in ihrem Leben noch nie ein Bewerbungsgespräch gehabt, wie es Unternehmen heute für gewöhnlich halten. Es ist nicht schlecht, dass man sie an der Hand nimmt.

Aber MICH DOCH NICHT!

Ich hab großartige Bewerbungsunterlagen, ein tolles, klares Design, das Persönlichkeit ausstrahlt, aber nicht verkrampft daherkommt. Wirklich, ich brauche keine Hilfe bei der Suche nach meinen Fähigkeiten und meinen Zielen.

Mein Plan sieht so aus:

Ab April bin ich Zivi, ab Januar 2011 werde ich eine Beschäftigung brauchen, entweder ein Studium auf einer Technischen Uni oder ich einer Fachhochschule. Ich 

Mein Ziel:

Ein erfüllender Job, der mir Geld einbringt, keine Karriere und soviel Freizeit, dass ich mich meiner wirklichen ARBEIT widmen kann. Dem Schreiben, ich ordne dem Schreiben alles unter. Ich bin sehr überzeugt von meinem Talent, bin mir aber auch im Klaren, dass ich NIEMALS damit Geld verdienen werde. Ich will zufrieden sein und das tun, was ich kann. Ich habe schon früh darüber nachgedacht Lehrer zu werden und es scheint für mich der logische Schritt zu sein, in der öffentlichen Marktwirtschaft will ich nicht sein. Raubtierkapitalismus und Lüger und Betrüger, wohin man sieht.

Ich habe nicht viele Erfahrungen gemacht, aber die waren ausnahmslos schlecht. Ich lasse mich nicht verbiegen! Ich lasse das nicht zu, lieber bleibe ich ein Leben lang ein Habenichts. Am Ende meines Lebens kann ich einiges bereuen, ich will nicht, dass es der Verlust meiner Ideale und Werte ist.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.