Donnerstag, Juni 17, 2010

Brauner Abschaum

Heute saß hinter mir im Zug ganz übler Abschaum. Als ich das Bimmelbähnchen betrat, fiel er mir gleich ins Auge, fettiges Haar, Hackfresse, verlumpte Klamotten und in der Hand eine Napola-DVD.

Ein Nazi.

Das war mein erster Eindruck und ich behielt recht.

Er stank zum Himmel, ich wollte mich schon weg setzen, ließ es aber. Ich drehte mich unauffällig um und seine bösen Naziaugen sahen mich böse auf so eine nazimäßige Art an. Der Norman wurde wachsam, wäre der Typ aufgestanden und hätte mich angegriffen, wäre ich vorbereitet gewesen.

Er tat nichts, er strahlte nur diese Feindseligkeit gegen intelligentes Leben aus.

Um meine Annahme zu bestätigen, er sei ein Nazi, telefonierte er laut mit seinen Nazikameraden und hob mehrmals den Arm zum Gruße. Ich fand das sehr unangebracht, schließlich fuhr die Bahn und niemand stieg aus oder ein, niemand anderes war da, außer mir und ihm und dem ZugFÜHRER.

Er streckte seine Faust in Siegerpose in den Himmel. Scheinbar hörte er jetzt Musik.

Ich hörte AC/DC und vernahm sein einfältiges Nazigebrabbel gar nicht.

In Freimersheim stieg er nach mir aus und auch jetzt war ich wieder alarmiert, nicht wirklich aufgeregt, nur darauf gefasst, eine gelangt zu bekommen. Ich hab genug Schläge von hirnlosen Schlägern kassiert, ich bin auf der Hut, ich kann gar nicht anders.

Ich lief zum Auto, das ich am Friedhof parke und fuhr heim, an dem Nazi vorbei.

Brauner Abschaum! Kann nicht gerade gehen, weil seine Beine krumm sind, hat eine Plastiktüte mit Gesöff im Arm und ist so hell wie drei Schoppen dunkel. Das war so einer, den hätte der Hitler gar nicht haben wollen. Der hat solche Leute vergasen lassen. Fakt.

Wahrscheinlich hätte er den Holocaust geleugnet, wenn ich ihn darauf angesprochen hätte. Aber schreiben hätte er das Wort sicher nicht können.