Montag, September 28, 2009

Das Jurassic Park – Erlebnis

Als 1992 Jurassic Park in die Kinos kam, war das ein AHA-Erlebnis für viele Jungs und Mädchen - aber doch vor allem, Jungs. Ich selbst war schon seit frühester Kindheit total versessen auf Dinosaurier, meine Eltern waren damals auf der Suche nach irgendwelchem Dinosaurierspielzeug und sie konnten nicht fassen, dass es das nicht gab, erst ein paar Jahre später brach die Dino-Welle los und hat seitdem kaum abgenommen. Heute gehe ich durch die Spielzeugregale und kriege fast feuchte Augen, Lego-Dinosaurier, Playmobil-Dinosaurier, Dinosaurierroboter. Warum haben die das damals nicht produziert?!

Mein Vater erzählt gerne, wie ich als kleiner vierjähriger Klugscheißer auf einer Dinosaurierausstellung den Paläontologen einen Vortrag gehalten habe, darüber, wie die Dinosaurier ausgestorben sind.

Ich war verrückt nach Dinosaurier, ehe alle von Dinosaurier sprachen!

Ich kam ziemlich spät dazu Jurassic Park zu sehen, es muss so 1997 oder 1998 gewesen sein, als die Fortsetzung bereits im Kino angelaufen war. Zu dieser Zeit las ich hauptsächlich Filmromane, Romane die auf Filmen basierten oder Romane, die verfilmt worden waren. Ich bin wahrscheinlich wirklich einer der wenigen, die durch den Film zur Literatur gekommen sind. Bei J. Gg. Rupprecht in Worms war damals Räumungsverkauf, inzwischen wurde der Komplex für die Kaiser Passage abgerissen und ich kaufte mir für 1,50 Mark einen ganzen Stapel Bücher, eines der Bücher war “Vergessene Welt” von Michael Crichton, ein anderes “Raptor Red” von Robert Bakker, der beratend bei der Produktion von Jurassic Park tätig war. Ein wahnsinniger Zufall.

Ich lach mich bei diesen xkcd-Comics fast schlapp, sie sprechen genau für mich :D

Mein erster Roman, den ich über einen Zeitraum von 7 Jahren schrieb, war eine direkte Fortsetzung, mein dritter Teil, der Jurassic-Park-Reihe. Ich habe gründlich über meine bisherigen Arbeiten nachgedacht und sie psychologisch untersucht.

“Isla Hupia” ist die literarische Verarbeitung meiner Kindheit, der Teenager-Jahre und deswegen werde ich das Buch auch nicht mehr anrühren, um daran etwas zu verändern. Ich bin nicht mehr der Junge, der ich damals war und die Entwicklung, die ich von 11 bis 18 durchgemacht habe, die hat das Buch entstehen lassen. Es ist sicher kein guter Roman, aber im Hinblick darauf, was es für mich bedeutet hat, die Verarbeitung von Träumen und Ängsten ist “Isla Hupia” einzigartig.

Es ist das Jurassic-Park-Erlebnis.

Jeder von uns hat diesen Moment, der uns die Augen für eine bis dahin unbekannte Welt öffnet, so atemberaubend, so erschreckend, aber auch beflügelnd und anregend.

Ich lebte in dieser Welt, ich floh in meinen Träumen vor Velociraptoren durch Räume, die es nur in meiner Fantasie und dann später in diesem Buch gab.

Natürlich wird man älter und reifer.

Mein nächstes Buch “MaryJanes Son” kämpft vor allen Dingen mit der Ziellosigkeit, dem unreflektierten Agnostizimus und der Naivität, die ich scheinbar von einem Tag auf den anderen verlor. Sprachlich besser, ist dieses Buch antriebslos und ohne Ziel. So wie ich, in meinem letzten Schuljahr und dem Jahr der Arbeitslosigkeit, ehe ich meine Ausbildung begann.

Mit dem ersten Tag der Ausbildung begann ich einen neuen Roman. Kimali ist Schmerz, Verzweiflung und Wut über den Verlust eines Freundes und bei aller Überzeichnung hin zum comic relief ist alles wahr und wahrhaftig.

Mein neuer Roman, Kubilabala, ist gekennzeichnet von der Suche nach dem Sinn im Leben, weil ich auf der Sinnsuche bin. Was möchte ich erreichen? Was will ich?

Man kann seine Vergangenheit entsorgen, so wie es der verlorene Freund gemacht hat, man kann alles wegwerfen, es verdrängen und nicht mehr zurückblicken.

Aber das ist arm. Einfach nur arm.

Ich denke an all die schönen Tage meiner Kindheit, ich hatte lange Zeit keine Freunde, es war nicht einfach, aber wenn wir unsere Geschichte nicht kennen, sind wir dazu verdammt, sie zu wiederholen. Wir müssen aus Fehlern lernen, unseren und den Fehlern unserer Vorgänger.

Ich habe hier auf meinem Schreibtisch einen Terrakotta-T-Rex und einen tönernen Stego mit Spardosenschlitz auf dem Buckel stehen, die mein Vater mir geschenkt hat. Meine beiden Lieblingsstofftiere habe ich auch noch, nicht mehr im Bett, aber auf dem Nachttisch: Ein roter Langhalsdinosaurier (Johnny) und ein mmh, es könnte ein Stegosaurus sein.

Was haben diese Tiere gemacht, dass sie nach Hundert Millionen Jahren Herrschaft über diesen Planeten verschwanden? Haben sie aufgehört sich anzupassen? Hat eine Seuche sie dahingerafft? War es ein kosmisches Ereignis, ein Meteorit?

Bin ich zu weit in meine eigene Vergangenheit gekehrt und kann nicht nach vorn sehen?

Natürlich hab ich Dinobücher im Regal und Jurassic-Park-T-Shirts im Schrank.

Manche Jungs werden nie erwachsen und ich will es auch nicht. Ich möchte mich nicht von dem Kind trennen, das ich war. Begeisterungsfähig, voller Fantasie.

Wenn ich etwas sehe, wie das hier, dann kribbelt es in mir, ich will da einsteigen und nicht mehr raus müssen. Diese Welt ist mit dem Aufeinanderprallen von urwüchsiger Urzeitlichkeit und Moderne einfach zu verlockend. Das Set-Design von Jurassic Park begeistert mich noch heute.

Jurassic Park hat viele Leute beeinflusst, nicht so sehr wie Star Wars, aber es ist in der Popkultur ähnlich integriert, ohne, dass es uns noch auffällt. Jurassic Park lieferte auch die erste Vorlage für den popkulturellen Hacker. Dennis Nedry, gespielt von Wayne Knight, hat unsere Vorstellung vom schmuddeligen, fetten, sozialinkompetenten Hacker-Programmierer-Informatik-Magier geprägt.

Meine Erfahrung in eben dieser Branche sagt mir, dass das alles gar nicht so falsch ist ;-)

Und ich bin da falsch aufgehoben.

Es ist so, wie viele andere Fachinformatiker, mit denen ich gut bekannt oder befreundet bin, ist die Ausbildung häufig unzureichend und einseitig und die Anforderungen immens hoch. Manche meiner Klassenkameraden sind von ihren Firmen regelrecht geknechtet und arbeiten die ganze Woche gut und gerne 10 oder 12 Stunden am Tag. Ein undankbarer Job, man bekommt alles hingeschmissen, alle Probleme aufgebürdet und darf sich darum kümmern sie zu lösen, wie, interessiert nicht, man muss es einfach tun und alles können.

Man muss sich ständig up-to-date halten, muss wissen, was auf dem IT-Sektor vor sich geht, welche Hardware aktuell ist, das ist so, als müsste ein Schlosser alle drei Monate neue Werkzeuge kennen lernen und sich mit neuen Schrauben auseinandersetzen, als müsste ein Bäcker sich alle paar Monate mit der Auswirkung der ständig wechselnden Mehlsorten auf die Hefe in seinem Butterzopf Gedanken machen.

Ich vermisse das Jurassic-Park-Erlebnis, das Staunen und in Ehrfurcht erzittern.

Ich will Leben.

Meine gegenwärtige Planung sieht aus, Berufsschullehrer zu werden. Im Lehrerzimmer fühlte ich mich schon immer wohl und ich kann es kaum erwarten, meine Schüler zu unterrichten und all das besser zu machen, was man bei mir nicht so gut gemacht hat. Zum Beispiel Programmierlogik, nicht wahr, Herr S. aus A.!

Ich ertappe mich dabei, wie ich überlege, wie ich den Stoff aufarbeiten könnte, wie ich die Schüler motiviere und sie nicht einfach nur dumm mit vorgekautem Stoff abfülle.

Kann ich das, Lehrer sein? Will ich das?

Was will ich sonst noch in meinem Leben?

Ich will eine Familie, ich will Kinder (3, mindestens).

Noch ein Jurassic-Park-In-Joke. Der Lysin-Plan. Einfach köstlich und es ist mir auch gut gelungen all die Comicstrips in mein Wehklagen und Jammern einzubinden. Ich hab’s einfach drauf. Klasse.
Mann, ich vermisse Jurassic Park. Ich werde das Buch wieder lesen und den Film sehen, morgen früh.

Danke, MC!